Schamanen aus Gold: Die „tunjos“ aus dem Hochland Kolumbiens

    
     Beitragsautorin:

     Dr. Doris Kurella
     Stuttgart
     Für den Blog im Juli 2021


Alle Fotos: Anatol Dreyer, Linden-Museum Stuttgart
(Klick -auch mehrfach – auf die Bilder vergrößert)


Zur Person von Frau Dr. Kurella

Dr. Doris Kurella, geb. 1957, hat Altamerikanistik und Ethnologie studiert.  Im Jahre 1987 begann sie mit Ihrem Promotionsvorhaben zu den präkolumbinischen Völkern Kolumbiens, das sie Anfang 1992 abschloss. Während dieser Zeit verbrachte sie 1 Jahr in Kolumbien, um in den Archiven in den Dokumenten aus dem 16. Jahrhundert zu forschen. Auch im „Archivo de Indias“ in Sevilla verbrachte sie mehrere Monate. 1997 ist Frau Dr. Kurella als Leiterin des Referats „Lateinamerika“ am Linden-Museum in Stuttgart tätig. Seit 2004 ist sie zusätzlich stellvertretende Direktorin. Sie führte mehrere Sonderausstellungen (u. a. „Amazonas-Indianer: LebensRäume – LebensRituale – LebensRechte“)
durch.


Das Hochland Kolumbiens, genauer gesagt die „Altiplano Cundiboyacense“ genannte Hochebene in der östlichen Kordillere war in der vorspanischen Zeit Schauplatz beeindruckender Rituale, großer Märkte, überregionaler Handelsbeziehungen und ausgeprägter handwerklicher Kunst: Die nördlich der heutigen Hauptstadt Kolumbiens, Santa Fé de Bogotá, gelegene Region beherbergte eines der größten und bedeutendsten Völker des präkolumbischen Amerikas, die der Sprachgruppe der Chibcha angehörigen Muisca.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt geht man davon aus, dass die Vorfahren der Muisca aus dem zentralamerikanischen Raum, also Costa Rica und Panamá, eingewandert sind und zwar im 8. Jh. n. Chr. Mit den Chibcha-Völkern Zentralamerikas verbanden die Muisca nicht nur ihre Sprache, sondern auch prägnante Elemente ihrer Religion, die ihren Ausdruck fanden in der Gestaltung ihrer religiösen Kunst. Aber auch Einflüsse aus dem südamerikanischen Andengebiet sind klar zu erkennen.

Die Muisca

Das Volk der Muisca ging nach der Eroberung durch die Spanier im Jahr 1536 n. Chr. in der Mestizenbevölkerung auf. Ihre Sprache verschwand im 18. Jh., nachdem es schon fast einhundert Jahre lang keine Muisca-Siedlungen mehr auf dem Altiplano gegeben hatte. Um etwas über dieses Volk zu erfahren und seine Hinterlassenschaften zu verstehen, bleiben nur die historischen Wissenschaften der Archäologie und Ethnogeschichte.

Die Archäologie hat es jedoch schwer. Die kolumbianische Hauptstadt Santa Fé de Bogotá  belegt  auf
der Skala der am schnellsten wachsenden Städte der Welt nach Lagos (Nigeria) den zweiten Platz. Dieses  unkontrollierte Wachstum wilder Siedlungen zerstört archäologische Stätten, bevor sie überhaupt dokumentiert werden können. Begonnen haben dieses zerstörerische Werk jedoch bereits die spanischen Eroberer, die ihre Niederlassungen genau dort gründeten, wo die Paläste der Könige standen, und ihre Kathedralen und Kirchen errichteten, wo vorher in indianischen Heiligtümern Naturgottheiten verehrt wurden. Darüber hinaus fordert die rasch anwachsende Agroindustrie ihren Preis. Aus immer mehr Wiesen werden Felder, aus denen schon beim ersten Spatenstich Keramikobjekte und kleine Goldfigürchen ans Tageslicht befördert werden.

98 % der Goldobjekte des Museo del Oro in Bogotá stammen aus solchen Zufallsfunden oder gezielten Raubgrabungen. Die Fundumstände fehlen und die Wissenschaft ist auf kunsthistorische Interpretationen angewiesen, die letztlich nur schwer belegbar sind.

Erfreulicher stellt sich die Ethnogeschichte dar. Das kolumbianische Nationalarchiv besitzt große Schätze in Form von Dokumentenbündeln aus dem 16. Jh. Darunter sind Berichte von Teilnehmern der Eroberungszüge, allen voran der zu Zwecken der Missionierung mitgereisten spanischen Priester. Diese verfügten im Gegensatz zu den meisten Eroberern über eine gehobene Bildung. Einer der wenigen spanischen Feldherrn, der nicht dem niederen Adel der „Hidalgos“ angehörte und sich deswegen gewählt ausdrücken konnte, war einer der Eroberer des Muisca-Reiches, Gonzalo Jiménez de Quesada. Seine Berichte gehören zu den wertvollsten Quellen. Als weiterer Vorteil erwies sich für die Geschichtsschreibung, dass sofort nach der Gründung der spanischen Stadt Santa Fé de Bogotá dort eine „audiencia“, eine zentrale spanische Justiz- und Verwaltungsbehörde eingerichtet wurde. Diese „Audiencia de Santa Fé“ schickte Beamte, die „oidores“ aus, um Volkszählungen und eine Vielzahl anderer Erhebungen zur Festsetzung der Steuer und der Klärung von Besitzansprüchen durchzuführen. Die Akten dieser Beamten sind die Grundlage für die Erforschung der Kultur der Muisca zum Zeitpunkt der spanischen Eroberung. Der  überwiegende Teil der Kenntnisse, die im Folgenden dem Leser die Kultur der Muisca nahebringen mögen, stammen aus den Dokumenten des kolumbianischen Nationalarchivs.

Das Volk

Die über ein Gebiet von annähernd 20.000 qkm verteilt lebenden Musica – man geht heute von ungefähr einer Million Einwohnern aus – waren vorwiegend Bauern. Ihre Siedlungsgebiete grenzten sich durch niedrige Bergketten voneinander ab. Die Bauern lebten mit ihren Großfamilien in Häusern, die in unmittelbarer Nähe der Felder errichtet waren. Sie bauten vorwiegend Mais und Bohnen sowie Kürbisse, Kartoffeln und andere Knollenfrüchte an. Um einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen, legten die Bauern in sumpfigem Gelände Hochbeete an, die durch kleine Kanäle voneinander getrennt waren. In diese Kanäle fielen die Pflanzenabfälle, die man dann regelmäßig als Dünger wieder auf die Beete schaufelte. Diese Anbaumethode ist in ganz Amerika sehr weit verbreitet. Leicht lässt sich der Ertrag eines solchen Hochbeetes auf das 20-Fache eines einfachen Feldes steigern. An den Randgebieten des klimatisch ansonsten recht einheitlichen Siedlungsgebietes baute man je nach Höhe und Niederschlagsmenge noch süßen Maniok und vor allem Baumwolle an.

Als Proteinlieferanten dienten Fische und erlegtes Wild. Schafe, Hühner und Schweine kamen erst mit den spanischen Eroberern ins Land.

Über ihre reichhaltige Nahrungsgrundlage hinaus verfügten die Muisca jedoch noch über Bodenschätze, die ihnen als wertvolle Tauschwährung im Handel mit Völkern aus den feuchtheißen Regionen des Magdalena-Tals oder dem Ostrand der Anden dienten. Dazu gehören die Solequellen nahe der heutigen Hauptstadt Bogotá, aus denen große Mengen an Speisesalz gewonnen wurden, die man, zu Salzlaiben geformt, leicht transportieren konnte. Von großer Bedeutung waren zudem Smaragdvorkommen.

Neben den Streusiedlungen der Bauern gab es Dörfer, in denen Handwerker wie  Goldschmiede und Töpfer lebten. Den größten Teil der Dorfbevölkerung stellten jedoch die Bediensteten der Häuptlinge, die im Zentrum der Dörfer in mit Holzzäunen umgebenen großen Häusern lebten. Sie zogen Steuern von den Bauern ein, bewahrten den abgelieferten Mais, die Baumwolltücher, Salzlaibe und vieles andere in ihren Höfen auf und gaben in regelmäßigen Abständen einen erheblichen Teil an den König eines der drei Muisca-Königreiche weiter. Neben ihrer Funktion als Steuereintreiber für den König hatten diese Häuptlinge jedoch noch weitere wichtige Aufgaben: sie waren gleichzeitig die religiösen Oberhäupter ihrer Gebiete und damit für das Wohlergehen der Bevölkerung verantwortlich.

Die Königreiche

Als die Eroberer einer Handelsroute aus dem Magdalena-Tal folgend das Gebiet der Muisca erreichten, nahmen sie drei große Machtbereiche wahr: das Territorium des „Zipa“ genannten Königs im Süden, nahe der heutigen Hauptstadt. Sein großer Widersacher, „Zaque“ genannt, beherrschte ein ähnlich ausgedehntes Gebiet im Norden des Altiplano. Als dritter, gleichrangiger Herrscher galt der König von Sogamoso, der gleichzeitig eine besondere Stellung als Hüter des Hauptheiligtums der Muisca einnahm. Diese drei Herrscher waren nicht nur an der Spitze der Sozialpyramide der Muisca, sondern sie waren auch die religiösen Oberhäupter der jeweiligen Königreiche. Sie hielten die bedeutendsten Rituale ab, führten Kriege zur Unterwerfung eines der anderen beiden Reiche, verteidigten das Gebiet gegen Angriffe aus den tropischen Regionen und bildeten eine Kriegerkaste aus, die für die Bewachung der Grenzen aller drei Reiche gegen äußere Feinde zuständig war.

Die Religion

Die Religion der Muisca war der Schamanismus. Im Zentrum des Schamanismus steht der gleichnamige Schamane, ein Mensch, der im Gegensatz zu einem Priester unserer Auffassung, seine Seele von seinem Körper abtrennen und auf eine Reise zu den verehrten oder gefürchteten Göttern schicken kann. Die Grundlage für den Schamanismus liefert das Weltbild der beseelten Natur. Alles in der Natur ist ein Lebewesen und hat eine Seele. Pflanzen, Tiere, Flüsse, Seen, Berge, alles ist beseelt, empfindsam, verwundbar, und muss dementsprechend behandelt werden. Der Mensch ist durch Opfergaben und andere Respektsbezeugungen in Form mehr oder weniger aufwendiger Rituale dazu verpflichtet,
sich im Einklang mit seiner natürlichen Umgebung zu befinden. Kommt dieser Einklang ins Ungleichgewicht – beispielsbeispielsweise durch das Ernten von Kartoffeln ohne sich vorher bei der Mutter Erde dafür zu bedanken, dass man ihr etwas wegnehmen darf – dann kommt Unheil über die Menschen. In Form von Naturkatastrophen, Krankheit, Unfällen oder wirtschaftlichen Problemen rächen sich die Götter für den Frevel.

Die Seelenreise des Schamanen ist kompliziert. Sie muss sorgfältig vorbereitet werden und birgt große Gefahren. Voraussetzung für die Abtrennung der Seele vom Körper ist die Trance, in die der Schamane fallen muss. Nur während er sich in Trance befindet, kann er auf „Seelenreise“ gehen. Um eine Trance hervorzurufen gibt es viele Möglichkeiten. Manche Völker benutzen Trommeln, rhythmische Musik und Tänze, um sich in eine Trance zu begeben. Andere wählten den Schmerz, der ihr Bewusstsein veränderte. Die meisten Völker Südamerikas jedoch benutzten halluzinogene Drogen, die sie zumeist aus Pflanzen zu gewinnen verstanden. Sehr häufig verwendet wurde die Ayahuasca-Liane (Banisteriopsis caapi), deren Rinde meist gerieben und mit Wasser gemischt als Saft getrunken bei Einnahme Halluzinationen erzeugt. In Peru war es der Saft des San-Pedro-Kaktus, der, wie der Peyote-Kaktus Mexikos, Mescalin enthält, das eine LSD-ähnliche Wirkung entfaltet. Alleine die Völker Amazoniens kennen über 200 berauschend wirkende pflanzliche Substanzen.

Dem Schamanen-Zubehör folgend, das auch bei den Muisca kleine Schnupftabletts enthielt, war die dort sehr häufig verwendete Droge ebenfalls Ayahuasca, im Amazonasgebiet Yagé genannt. Wahrscheinlich wurde die Rinde, die die höchste Konzentration des berauschenden Alkaloides aufweist, zu Pulver gerieben und geschnupft.

Während der Schamane in Trance, also auf Seelenreise ist, hat er Kontakt zu den Naturgottheiten und kann sie milde stimmen, ihren Rat erbitten oder ganz einfach das Verhältnis zu den Menschen im Gleichgewicht halten. Durch diese Funktion kommt dem Schamanen eine zentrale Stellung in seiner Gesellschaft zu. Die Macht der Könige, die gleichzeitig die höchstrangigen Schamanen waren, basierte auf ihrem direkten Kontakt zu den Göttern.

Das Gold 

Im Muiscagebiet selbst gab es nur sehr wenig Gold. Man musste es gegen Salz oder fein gearbeitete Baumwolldecken mühsam aus den Tälern der Zentralkordillere eintauschen. Um diesen Tausch durchzuführen, stellten die Muisca Händlerkolonnen zusammen, die sich in die Gebiete der oft feindlich gesinnten Stämme wagen mussten. Für das mitgebrachte Salz und die Baumwolltücher erhielten sie Gold und Rohbaumwolle.

Um die erforderliche Menge an Goldobjekten herstellen zu können, streckten die Goldschmiede der Muisca das Gold mit reichlich Kupfer. Diese Legierung wird „tumbaga“ genannt. Durch eine Behandlung mit Pflanzensäften lösten sie das Kupfer aus der Oberfläche, sodass die Schmuckstücke oder Figürchen golden erschienen.

Der Bedarf an Goldschmuck im Muiscagebiet war hoch. Nur dem Adel war es erlaubt, Goldschmuck zu tragen. Zu festlichen Gelegenheiten, so die Berichte der Chronisten, schmückten sich die Häuptlinge und ihre Angehörigen über und über mit Goldschmuck, um ihren Status sichtbar zu machen. Gleichzeitig benötigte man Gold zur Herstellung religiöser Kunst. Der Haupttempel der Muisca in Sogamoso war nach Angabe der Eroberer innen völlig mit Gold ausgekleidet. Und man benötigte Gold zur Herstellung der zahlreichen „tunjos“. Warum gerade Gold?

Wegen seiner sonnenähnlichen Farbe, seiner metallurgischen Eigenschaften (rostet nicht …) und vor allem seines Glanzes wurden ihm in vielen Kulturen Altamerikas transzendentale Fähigkeiten zugesprochen. Es war immer ein Symbol für das Göttliche, die andere Welt, das Jenseits.

Die „tunjos“

Die „tunjos“, kleine Figürchen aus „tumbaga“, gibt es nur im Gebiet der Muisca. Sie sind zumeist flach, zweidimensional. Einige wenige „tunjos“ sind dreidimensional und stellen bedeutende Rituale dar. Die flachen „tunjos“ benutzten die Muisca als Grabbeigabe für Verstorbene.

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Sie wurden in so großer Anzahl im Muiscagebiet gefunden, dass man auf eine weite Verbreitung schließen kann. Teilweise legte man die „tunjos“ in die Gräber, teilweise legte man sie auf das Grab oder stellte sie in einer Tonvase daneben. Hergestellt wurden die „tunjos“ im Wachsausschmelzverfahren oder „Guss in verlorener Form“. Hierfür fertigte der Goldschmied ein Wachsmodell an, das er mit einem Tonmantel umgab. Den Ton ließ er trocknen, dann erhitzte er den Mantel. In dem Moment, in dem das Wachs unten herauszufließen begann, füllte er oben das flüssige Gold ein. Der schließlich erkaltete Tonmantel wurde zerschlagen, das fertige Schmuckstück entnommen. Die Goldschmiede der Muisca waren Meister dieser Technik. Sie  waren sogar in der Lage, sogenanntes „falsches Filigran“ herzustellen.

Was jedoch erzählen uns die „tunjos“? Wie bereits oben erwähnt, gibt es neben den unzähligen flachen, zweidimensionalen „tunjos“ auch einige wenige dreidimensionale, die szenische Darstellungen sind. Der berühmteste „tunjo“ befindet sich im Goldmuseum in Bogotá: Es ist das Floß des El Dorado, des goldenen Mannes.

Das der Darstellung zugrunde liegende Ritual wurde immer bei der Neueinsetzung des „Zipa“, des Königs des südlichen Muisca-Reiches, auf dem Guatavita-See durchgeführt. Dazu bestrich sich der künftige König mit Wachs, bepuderte sich mit Goldstaub und bestieg zusammen mit einigen Gehilfen, reichlich ausgestattet mit Opfergaben aus Gold und Smaragden, ein Floß. Sie fuhren auf den See hinaus, sprachen Gebete, warfen die Opfergaben ins Wasser und sprangen schließlich selbst hinein. Nachdem der Goldstaub vom Körper des künftigen Königs abgewaschen war, war das Ritual beendet.

Ein zweiter dreidimensionaler „tunjo“ befindet sich im Ethnologischen Museum Berlin. Dieser „tunjo“ zeigt uns ein Fruchtbarkeitsritual, bei dem der Schamane – und gleichzeitig König – auf einem Hocker sitzend auf einem Bein ein Schnupftablett liegen hat und mit dem anderen Bein einen Blumentopf stützt, aus dem eine große Maispflanze wächst.

Diese dreidimensionalen „tunjos“ sind der Schlüssel zum Verständnis der zweidimensionalen oder flachen. Dargestellt sind nicht irgendwelche Schamanen mit willkürlich gewähltem Zubehör, sondern Handlungen, Rituale und die dafür vom Schamanen benötigten Dinge. Ein im Goldmuseum in Bogotá befindlicher „tunjo“ zeigt einen Zigarre rauchenden Schamanen. Ritualzigarren sind noch heute bei den Tukano-Völkern des Amazonas-Gebietes in Gebrauch. Sie leiten die Seelenreise ein.

Die „tunjos“ des Linden-Museums zeigen demnach, wie alle anderen auch, Schamanen (oder Schamaninnen) bei der Durchführung von Ritualen. Ihrem Gesichtsausdruck ist anzusehen, dass sie sich in Trance befinden. Auch die von den Muisca hergestellten menschenähnlichen Keramikfigürchen zeigen diesen Gesichtsausdruck. Ebenfalls weitestgehend einheitlich ist die Haltung der Arme und Hände. Die Arme sind fast immer abgewinkelt, die Finger gespreizt. Diese Haltung stimmt mit der Beschreibung von betenden Personen überein, die die Arme abgewinkelt hielten, die Handflächen nach oben gerichtet. Alle Personen sind reich geschmückt. Sie tragen teilweise helmartige Kopfbedeckungen, manchmal auch eine Art Krone. Viele haben Ohrringe und Halsketten. Zwei Figürchen halten einen Stab, der eine junge Maispflanze sein könnte. Häufig anzutreffen sind über der Brust gekreuzte Schmuckbänder, die aus aneinandergereihten kleinen Goldplättchen gearbeitet sind. Es sieht aus, als ob einer der Schamanen an seinem Gürtel einen kleinen Kopf trägt. Während es im alten Peru bei einigen Völkern Sitte war, die abgeschlagenen Köpfe getöteter Feinde am Gürtel zu tragen, ist solches aus dem Muiscagebiet nicht bekannt. Auch das Herstellen von Schrumpfköpfen ist bislang nicht überliefert. Da jedoch schriftliche Belege, die religiöse Dinge zum Inhalt hatten, von der Inquisition häufig eingezogen und vernichtet wurden, kann man nicht sicher sein, dass es solche Praktiken im alten Kolumbien nicht gegeben hat.

Ein in der Sammlung des Linden-Museums aufbewahrter „tunjo“ hat auf den ersten Blick die Gestalt einer Schlange. Bei genauerem Hinsehen erkennt man jedoch im Gesicht der Schlange menschliche Züge. Es scheint sich hier um eine der sehr häufig vorhandenen Mensch-Tier-Darstellungen zu handeln. Diese „tunjos“ zeigen Mischwesen, die ebenfalls mit dem Schamanismus in Verbindung stehen. Die Seelenreise des Schamanen birgt stets die Gefahr des Seelenverlustes oder des Seelenraubes. Um dieser Gefahr etwas entgegenzusetzen, nimmt der Schamane einen Schutz- oder Hilfsgeist auf die Reise mit. Dies sind meist Tiere, häufig die größten und stärksten einer Gattung. So sehen wir häufig Anakondas, Kondore, Harpyen, Kaimane und vor allem den Jaguar. Der Schamane nimmt dieses Tier nicht nur mit, sondern verwandelt sich während seiner Reise sichtbar vor allen Zuschauern nach und nach in dieses Tier. Diese Verwandlung ist häufig in Darstellungen der sog. Mensch-Tier-Transformation zu sehen. Derartige Objekte finden wir sehr häufig in der religiösen Kunst Altamerikas.

Vielen, vielleicht allen verstorbenen Muisca wurde also das Abbild eines die Seelenreise vollziehenden Schamanen mit in das Grab gegeben. Sollte er die Verstorbenen auf ihrer letzten Reise begleiten? Die meisten Völker Altamerikas glaubten an ein Leben nach dem Tode. Sie hatten klare Vorstellungen von der Beschaffenheit des Jenseits, in dem zumindest die Seele weiterlebte. Manche Völker kennzeichneten ihre Verstorbenen mit Bemalungen des Gesichts, damit sie von den Göttern dem richtigen Stamm zugeordnet werden konnten. Die Könige des alten Perus nahmen ihre Ausstattung an Gold- und Silberschmuck mit in ihr Grab, um im Jenseits ihrer Funktion als hochrangiger Ahne nachkommen zu können. Einfache Menschen erhielten Grabbeigaben, die auf ihre Tätigkeit hinwiesen. Weber erhielten Arbeitskörbchen und Textilproben, Töpfer bekamen Keramiken und Priester Tongefäße mit Bemalungen, die sie bei Seelenreisen und anderen Ritualen zeigten. Die im Linden-Museum aufbewahrte Keramik „Coca-Zeremonie“ gehört zu diesem Komplex.

Waren die „tunjos“ also Grabbeigaben für Schamanen? Geht man davon aus, dass es in jeder Siedlung Schamanen gegeben hat, wäre dies durchaus denkbar. Sicher sind die so zahlreich gefundenen „tunjos“ die wertvolle Hinterlassenschaft einer Kultur, die, wie so viele andere, die Ankunft der Europäer in der Neuen Welt nicht überlebte.

Solidarität mit Kolumbien

    
     Beitragsautor:

     Dr. Frank Semper
     DKF Rheinland-Ruhr
     Für den Blog im Mai 2021

español

Seit über einer Woche erschüttern Presseberichte und Videos auf den einschlägigen sozialen Kanälen die weltweite Öffentlichkeit. Sie dokumentieren das gewaltsame Vorgehen der kolumbianischen Nationalpolizei sowie der Spezialeinheit ESMAD (Escuadrón Móvil Antidisturbios) gegen demonstrierende Menschen in vielen kolumbianischen Großstädten.

Die bisherige Bilanz der Unruhen spricht von sechsundzwanzig Toten und fünfhundertachtundvierzig vermissten Personen, nach Angaben der Defensoría del Pueblo für den Zeitraum vom 28.April bis 7.Mai.

Foto cortesia Fany Kuiru, OPIAC, Colombia

Präsident Iván Duque Márquez hat am 6. Mai, eine Woche nach Beginn des Generalstreiks, der sich zunächst gegen eine später zurückgezogene Steuerreform richtete, eine Erklärung zur Lage der Nation abgegeben, wobei er sich der Rückendeckung der Präsidenten der obersten Gerichte versicherte, um zu gewährleisten, dass die Institutionen des Staates und ihre Funktionsweise nicht in Gefahr gerieten. Die höchsten Justizbeamten des Landes waren im Pressesaal der Casa Nariño mit Mund-Nasenschutz und im vorgeschriebenem Corona bedingten Abstand hinter ihm versammelt. Nach den Worten des Präsidenten der Republik trat der Präsident des Verfassungsgerichtshofes Antonio José Lizarazo vor das Mikrophon und versicherte dem Präsidenten der Republik die Unterstützung der Justizorgane zur Erhaltung der institutionellen Ordnung. Ein einmaliger Vorgang, der aufzeigt, wie stark der Präsident und seine Regierung durch die andauernden landesweiten Proteste unter Druck geraten sind und welches Ausmaß an Destabilisierung bereits eingetreten ist.

Zwei Verfassungsrichter waren der Aufforderung nach kollektiver Rückendeckung für den Präsidenten ferngeblieben, weil sie in einer einseitigen Parteinahme zu Gunsten des Präsidenten einen Verstoß gegen die Gewaltenteilung und die Unabhängigkeit der Justiz sehen. Es sei nicht die Aufgabe der Justiz, die Geeignetheit und Rechtmäßigkeit der während der Corona-Pandemie beschlossenen Regierungsmaßnahmen in einer gemeinsamen Erklärung anzuerkennen. Noch hat der Verfassungsgerichtshof einseitig und pauschal Straftaten, Gewalttaten, Terrorismus und Vandalismus zu verurteilen und zurückzuweisen, wenn nicht
zugleich übermäßiger Einsatz von Gewalt und staatlicher Machtmissbrauch, die ebenfalls die Rechtsordnung, die Menschenrechte und den Rechtsstaat beschädigen, angeprangert werden.

In früheren Zeiten hätte der Präsident jetzt wohl bereits den Ausnahmezustand ausgerufen. Doch dem übermäßigen Gebrauch dieses in die Verfassung eingebauten Instrumentes hat der Verfassungsgerichtshof inzwischen Grenzen gesetzt.

Worum geht es den Demonstrierenden?
Die breite Protestbewegung richtet sich gegen eine Fülle von Missständen, die die kolumbianische Regierung zu verantworten hat und unter denen das Volk leidet, ohne dass bislang entsprechende Reformen zur Bekämpfung und Überwindung dieser Missstände in die Wege geleitet worden sind. Es geht um grundsätzliche soziale und gesellschaftliche Reformen und nicht allein um die nun zügig kassierte und ungenügend kommunizierte Steuerreform, die lediglich den Volkszorn weiter entfacht hatte. Tiefsitzender Groll und große Unzufriedenheit herrschen über die wachsenden Grundübel im Land, Armut und Ungleichheit.

Der weitgehend vertuschte Korruptionsskandal Odebrecht, benannt nach dem brasilianischen Baukonzern, der ganz Südamerika erschüttert hat. Der Konzern hatte reihenweise einflussreiche politische Funktionäre geschmiert, um seine Infrastrukturvorhaben problemlos umsetzen zu können. Die fortbestehende Impunidad, die Nichtverfolgung von schweren Straftaten durch die kolumbianische Justiz, die erschreckend hohe Zahl unverfolgter und ungestrafter Morde an Sozial-, Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten. Die anhaltenden Angriffe und Gewalttaten (bis hin zum Genozid) auf eine Reihe indigener Völker und Gemeinschaften innerhalb und ausserhalb ihrer Resguardos. Besonders betroffen waren in den letzten Jahren die Resguardos der Nasa im
Departement Cauca, ausgelöst durch einen von schwerkriminellen Akteuren hineingetragenen Drogenkrieg, durch den allein in 2019 55 Indígenas ihr Leben lassen mussten.

Die Amtsführung des Präsidenten in der Covid-19 Pandemie steht in der Kritik. Präsident Iván Duque will es allen recht machen und bekommt doch keinen nationalen Dialog zustande. Trotz seines jungen Alters hat er nie die Bedürfnisse der kolumbianischen Jugend verstanden, die ihre Bildungs- und Berufschancen in einer globalisierten Welt von Tag zu Tag mehr schwinden sehen. Präsident Duque schweigt, wenn er den Dialog mit dem Volk führen müsste. Und seine Aussagen gleichen oft Leerformeln, wenn er sagt, „que somos gente de bien“ (dass wir gute Leute sind). Während seiner bislang drei Amtsjahre ist es ihm kaum einmal gelungen, sich aus dem Schatten seines Mentors, dem vormaligen Präsidenten Álvaro Uribe Vélez, zu befreien. Die einmalige großherzige Geste, den aus dem Nachbarland geflohenen Venezolaner/innen unbürokratisch Aufnahme in Kolumbien zu gewähren, hat keine Fortsetzung gefunden.

Die aktuell stattfindenden Demonstrationen und Proteste kommen nicht überraschend und ebensowenig die Repression von Seiten der Staatsgewalt. Die soziale Frage bewegt das Land seit mehreren Jahren. Bereits im November 2019 wurde ein Generalstreik ausgerufen und die Menschen waren auf die Straße gegangen, um Verbesserungen ihrer in vielen Fällen prekären Lebenssituation einzufordern. Und während der Demonstrationen waren sie immer wieder mit exzessiver Polizeigewalt konfrontiert.

In den Nachtstunden des 8. September 2020 misshandelten und töteten mehrere Streifenpolizisten im Barrio Villa Luz in Bogotá den Rechtsanwalt Javier Ordoñez mittels Elektroschockpistolen (sog. Taser). Bei den sich der polizeilichen Gewalttat anschließenden Protestkundgebungen wurden am Folgetag durch den Einsatz von Schusswaffen mit zum Teil scharfer Munition mindestens 12 Teilnehmer getötet und an die 170 schwer verletzt.

Bereits die Vorkommnisse der beiden letzten Jahre waren schockierend, so dass der oberste Gerichtshof (Corte Suprema de Justicia) in einem Grundsatzurteil dieStaatsgewalt verpflichtete, das Recht auf Demonstrationsfreiheit zu respektieren und den Einsatz von Feuerwaffen, Kaliber 12 auf Demonstrationen zu untersagen! Allerdings geht diese Entscheidung kritischen Juristen längst nicht weit genug, die unter dem Eindruck der aktuellen Situation fordern, die Zuziehung militärischer Berater durch die Einsatzleitung der Polizei bei Demonstrationen zu verbieten und die Sondereinheit ESMAD aufzulösen.

Das augenblickliche Gewaltszenario wirft kein gutes Licht auf den Zustand der Demokratie und des Rechtsstaates in Kolumbien. Nicht nur die Freund/innen des Landes, auch die internationalen Finanzmärkte verfolgen die dramatische Entwicklung mit Argusaugen. Vor dem Friedensschluss mit den Farc galt lange Zeit der Satz, „die Wirtschaft läuft gut, auch wenn es dem Land schlecht geht.“ Zu Zeiten von Covid-19 haben sich die Prämissen geändert. Umso mehr muss das Kolumbien des Post-Conflicto alles daran setzen, um endlich Vielfalt und Frieden in die Tat umzusetzen.

(Fotos cortesía Fany Kuiru, OPIAC, Colombia)

 


Solidaridad con Colombia

     Beitragsautor:    
      Dr. Frank Semper, DKF

     Traducción:
     Andrés Felipe Quintero Atehortúa
     Máster en Traductología
     Universidad de Heidelberg

Desde hace más de una semana, los informes de prensa y los vídeos en los principales canales sociales han conmocionado a la opinión pública mundial. Documentan las acciones violentas de la policía nacional colombiana y de la unidad especial ESMAD  (Escuadrón Móvil Antidisturbios) contra los manifestantes en muchas de las principales ciudades colombianas.

El balance de los disturbios informa hasta ahora de veintiséis muertos y quinientos cuarenta y ocho desaparecidos, según los datos de la Defensoría del Pueblo para el periodo comprendido entre el 28 de abril y el 7 de mayo.

El presidente Iván Duque Márquez emitió una declaración sobre el estado de la nación el 6 de mayo, una semana después del inicio de la huelga general, inicialmente dirigida contra una reforma fiscal que luego fue retirada, asegurándose el respaldo de los presidentes de las cortes supremas para que no se pusieran en peligro las instituciones del Estado y su funcionamiento. Detrás de él, en la sala de prensa de la Casa Nariño, estaban reunidos los principales funcionarios judiciales del país, con protectores bucales y a la distancia prescrita por Corona. Tras las palabras del Presidente de la República, el Presidente de la Corte Constitucional, Antonio José Lizarazo, se puso frente al micrófono y aseguró al Presidente de la República el apoyo de las instituciones judiciales para mantener el orden institucional. Un acontecimiento único que muestra hasta qué punto el presidente y su gobierno están bajo la presión de las protestas nacionales en curso y el grado de desestabilización que ya se ha producido.

Dos jueces constitucionales se habían mantenido al margen de la petición de apoyo colectivo al presidente porque consideran que un posicionamiento unilateral a favor del presidente es una violación de la separación de poderes y de la independencia del poder judicial. No correspondía al poder judicial reconocer la idoneidad y legalidad de las medidas gubernamentales adoptadas durante la pandemia de Corona en una declaración colectiva. Tampoco tiene la Corte Constitucional que condenar y rechazar unilateralmente y de forma global los delitos, actos de violencia, terrorismo y vandalismo cuando no se denuncian al mismo tiempo el uso excesivo de la fuerza y el abuso de poder del Estado, que también perjudican el orden jurídico, los derechos humanos y el Estado de Derecho. En otros tiempos, el presidente probablemente ya habría declarado el estado de emergencia. Pero la Corte Constitucional ha establecido ahora límites al uso excesivo de este instrumento incorporado a la constitución.

¿Por qué protestan los manifestantes?
El amplio movimiento de protesta se dirige contra una plétora de agravios de los que es responsable el gobierno colombiano y que sufre el pueblo, sin que hasta la fecha se hayan iniciado las reformas adecuadas para combatir y superar estos agravios. Se trata de reformas sociales y societarias fundamentales, y no sólo de la reforma fiscal, que ahora ha sido rápidamente anulada e insuficientemente comunicada, y que no ha hecho más que inflamar la ira popular. Prevalecen un profundo resentimiento y un gran descontento por los crecientes males fundamentales del país, la pobreza y la desigualdad.

El escándalo de corrupción de Odebrecht, que lleva el nombre del grupo constructor brasileño, ha sacudido a toda Sudamérica. La corporación había sobornado a una serie de influyentes funcionarios políticos para poder ejecutar fácilmente sus proyectos de infraestructura. La continua impunidad, la no persecución de delitos graves por parte de la justicia colombiana, el escandaloso número de asesinatos no investigados e impunes de activistas sociales, medioambientales y de derechos humanos. Los continuos ataques y actos de violencia (hasta el genocidio) contra varios pueblos y comunidades indígenas dentro y fuera de sus resguardos. En especial se han visto afectados en los últimos años los resguardos de los Nasa-páez en el Departamento del Cauca, lo cual se desencadenó por una guerra contra el narcotráfico perpetrada por graves actores criminales, que provocó que 55 indígenas perdieran la vida nada más en 2019.

El manejo que dio el presidente contra la pandemia de Covid-19 ha sido objeto de críticas. El presidente Iván Duque quiere complacer a todo el mundo, pero no consigue poner en marcha un diálogo nacional. A pesar de su juventud, nunca ha entendido las necesidades de la juventud colombiana, que ve cómo sus oportunidades educativas y profesionales disminuyen día a día en un mundo cada vez más globalizado. El presidente Duque guarda silencio cuando debería dedicarse a dialogar con el pueblo. Y sus declaraciones a menudo parecen frases vacías cuando dice „que somos gente de bien“.

En los tres años que lleva a cargo del país, apenas ha conseguido liberarse de la sombra de su mentor, el ex presidente Álvaro Uribe Vélez. El único gesto magnánimo de conceder una admisión no burocrática a los venezolanos que han huido del país vecino no ha tenido continuidad.

Las manifestaciones y protestas actuales no son una sorpresa, como tampoco lo es la represión por parte del Estado. La cuestión social ha sacudido al país durante varios años. Ya en noviembre de 2019 se convocó una huelga general y la gente salió a la calle para exigir mejoras en su, en muchos casos, precaria situación de vida. Y durante las manifestaciones se enfrentaron repetidamente a una violencia policial excesiva.

En horas de la noche del 8 de septiembre de 2020, varios patrulleros del Barrio Villa Luz de Bogotá abusaron y mataron al abogado Javier Ordoñez con pistolas aturdidoras (las llamadas tasers). Durante las concentraciones de protesta que siguieron a la violencia policial, al menos 12 participantes murieron y unos 170 resultaron gravemente heridos al día siguiente por el uso de armas de fuego, algunas de ellas con munición real.

Los acontecimientos de los dos últimos años ya fueron impactantes, de modo que la Corte Suprema de Justicia obligó a las autoridades estatales en una decisión histórica a respetar el derecho a la libertad de manifestación y a prohibir el uso de armas de fuego, ¡calibre 12 en las manifestaciones! Sin embargo, esta decisión no es lo suficientemente convincente para los abogados críticos que, teniendo en cuenta la situación actual, exigen que se prohíba el recurso de asesores militares por parte del mando policial durante las manifestaciones y que se disuelva la unidad especial ESMAD.

El actual escenario de violencia no arroja una luz positiva sobre el estado de la democracia y el Estado de Derecho en Colombia. No sólo los amigos del país, sino también los mercados financieros internacionales están atentos a los dramáticos acontecimientos. Antes del acuerdo de paz con las Farc, la frase „la economía va bien, aunque el país vaya mal“ fue cierta durante mucho tiempo. En los tiempos de Covid-19, las premisas han cambiado. Razón de más para que la Colombia del posconflicto haga todo lo posible para que la diversidad y la paz sean por fin una realidad.

 

Olga Lucía Mosquera, Leiterin des DKF-Projekts „Zabaletas/Buenventura“ bittet um Hilfe!

Beitragsautorin:
Claudia Patricia Ghitis
DKF 
für den Blog des DKF im April 2021 

Beitrag in español


Der Schatten der Gewalt kehrt nach Zabaletas zurück (Buenaventura Valle del Cauca)

13 Jahre sind vergangen, seit der DKF e.V in dieser Region der kolumbianischen Pazifikküste, die als 8. Bezirk von Buenaventura bekannt ist, ein Projekt gestartet hat, das einer Gruppe von 30 Frauen (Familienoberhäuptern, alle Bäuerinnen) Hoffnung machte,  mit einem vielversprechenden Vorhaben Knollen anzubauen, die in der Region als  „Papachina“ bekannt sind:

„Agroindustrielles Pilotprojekt zum nachhaltigen Anbau von Papachina (Xanthosoma sagitifolium) mit den Müttern bzw. den Familienoberhäuptern afrokolumbianischer Gemeinden in Zabaletas/Buenaventura“.
(Mehr dazu)

Als Ergebnis des Anbaus wurde Papachina-Mehl gewonnen. Ein Teil davon wurde in Bäckereiexperimenten, Brei und Suppen verwendet, die von der Western Gastronomic School hergestellt wurden, um gute Erträge zu erzielen. Ein anderer Teil wurde für Tierfütterversuche mit Schweinen und Hühnern verwendet, um im Vergleich zur Konkurrenz durch andere Mehle bessere Ergebnisse zu erreichen.

Frauen der Gruppe Asomus (Leiterin Olga Lucia, stehend, erste von rechts)

Die Leiterin der Gruppe Asomus (Verein der Zabaletas-Frauen) Olga Lucia Mosquera setzt seit 2012 ihre Arbeit zur Integration der Frauengruppe durch die als Ergebnis des Projekts gegründete Vereinigung fort. Tragischerweise wurde am 12. April 2021 der jüngste Sohn von Olga Lucía, Joel Mosquera Castillo, in Zabaletas ermordet. Wegen der ernsten Bedrohung musste Frau Mosquera Zabaletas zusammen mit ihrer Familie verlassen. Derzeit befindet sie sich bei Verwandten in der Region Cauca in einer sehr schwierigen Situation.

Wir appellieren an die Großzügigkeit der Mitglieder des DKF, Olga Lucia und ihre Familie dabei zu unterstützen, die Kosten dieser Vertreibung tragen zu können.

Wenn Sie helfen möchten, finden Sie das Konto des DKF e.V. auf der Seite Spenden . Bitte vermerken Sie  in Ihrer Überweisung das Stichwort „Zabaletas-Olga Lucia“.

https://caracol.com.co/emisora/2021/04/12/cali/1618235260_787227.html


 

La violencia se toma de nuevo a Zabaletas (Buenaventura Valle del Cauca).

Han pasado 13 años desde que la organización DKF e.V inició un proyecto en esta región de la costa pacífica colombiana conocida como el corregimiento Nr. 8 de Buenaventura, llevando la esperanza a un grupo de 30 mujeres cabeza de hogar, todas agricultoras de un cultivo promisorio en la región de nombre „Papachina“

Como resultados se obtuvieron harina de Papachina (Xanthosoma sagitifolium), parte se utilizó en experimentación de panadería, coladas y sopas hechas por la Escuela Gastronómica de Occidente, obteniendo buenos rendimientos. Otra parte se utilizó para experimentos de alimentación animal con cerdos y pollos, obteniendo buenos resultados frente a la competencia de otras harinas costosas. (más informciones)

Joel Mosquera Castillo asesinado el 12 de Abril en Zabaletas

La líder de Asomus (Asociación de Mujeres de Zabaletas) Olga Lucia Mosquera ha continuado desde el 2012 su labor integradora del grupo de mujeres a través de la asociación, creada como resultado del proyecto. Lastimosamente el día 12 de abril  fue asesinado el hijo menor de Olga Lucía, Joel Mosquera Castillo a plena luz del día en la tienda del pueblo.  La líder se siente amenazada y ha debido abandonar Zabaletas junto con su familia, actualmente se encuentra con familiares en el Cauca en una situación muy difícil. 

Apelamos a la generosidad de los miembros del DKF para que den su apoyo para que Olga Lucia y su familia puedan cubrir los gastos de este desplazamiento al que se han visto sometidos.

Para ayudar a Olga Lucia y a su familia se encuentra la cuenta DKF de donaciones en la página Spenden.  Por favor anotar la referencia „Zabaletas-Olga Lucia“

https://caracol.com.co/emisora/2021/04/12/cali/1618235260_787227.html

 

 

 

Zwischenbericht zur Soforthilfe für die kolumbianischen Inseln

Beitragsautor:
Bernd Tödte
DKF Bundesvorstand
für den Blog des DKF April 2021 

Mit den Spenden aus der Aktion zur DKF-Soforthilfe für die kolumbianischen Inseln konnten wir vielen durch den Hurricane Iota Geschädigten wirksam helfen. Hier stellen wir Ihnen als Beispiele eine kleine Auswahl von 6 Fischern aus Providencia und Santa Cartalina vor.

Nicht alles von ihren umfangreichen Wunschzetteln konnten wir erfüllen. Aber mit der Hilfe aus der Spendenaktion konnten sie ihre beschädigten Boote reparieren und ihre z.T. verloren gegangene Fischerei-Ausstattung (Angelhaken, Netze, …) erneuern.

Mit den nachfolgenden Bilder und Filmen stellen sich die Betroffenen selbst vor. Ihre Sprache ist z.T. sehr schwer verständlich (auch wegen der Windgeräusche), denn sie sprechen englisch, spanisch und kreolisch – und manchmal eine Mischung aus allem.

GALBORN WILLIAMS

 

BROKLIF KELLY

 

BRUCE HENRY

 

ELVIS NAVARRO

 

VINBURN FERNÁNDEZ

 

EIN FISCHER ERHÄLT GLASFASERMATTEN

 

SPENDEN AUS DER SOFORTHILFE ERMÖGLICHEN DIE REPARATUR EINES BOOTES

 

 

Pfadfinder in München-Perlach unterstützen das Kinderheim Hogar Monserrate in Sisga / Kolumbien

Beitragsautorin:
Alicia Tödte
DKF München
für den Blog des DKF März 2021 

Beitrag in spanischer Sprache 

Trotz der laufenden Pandemie fanden die DPSG-Pfadfinder von St. Michael in München-Perlach wunderbare Wege, anstelle von Verkaufserlösen mit ihren Ständen auf dem dieses Mal ausgefallenen Christkindl-Markt 2020, auf andere einfallsreiche und beeindruckende Weise das Kinderheim Hogar Monserrate in Sisga /Kolumbien mit einem ganz großen Geldbetrag zu unterstützen. Der Deutsch-Kolumbianische Freundeskreis bedankt sich für diese großartige Hilfe zugunsten der Kinder in Kolumbien!

Pfadis, wir sind sehr stolz auf Euch!

Wie haben die Pfadfinder das geschafft?

Seit Monaten hatten sie in Perlach und Umgebung für einen Service für den Reifenwechsel auf Winterreifen geworben und dafür Aufträge bekommen. Einnahmen aus diesem Service bestimmten sie für den Hogar Monserrate.

Traditionell findet jedes Jahr am 1. Advent vor der Perlacher Kirche ein kleiner, aber feiner Stadtteil-Weihnachtsmarkt statt. Bei diesem beteiligen sich die Pfadfinder regelmäßig mit den umsatzstärksten Ständen, nämlich mit denen für Bratwürste, Glühwein und Bastelsachen. Bratwürste und Glühwein werden im Schichtdienst rund um die Uhr verkauft – es wird gegrillt und ausgeschenkt, was die dampfenden kleinen Stände nur hergeben! Das alles war am 1. Advent 2020 wegen Corona leider nicht möglich.

Für Probleme finden Pfadfinder eine Lösung  –  hier den „Tassenkuchen“: In die üblichen Glühweintassen mit dem Aufdruck „Perlacher Christkindlmarkt“ füllten sie eine Teigmasse zum selber Aufbacken nach einem beigefügten Rezept. Das alles verpackten sie sehr hübsch in weihnachtlicher Zellophanfolie mit einem roten Bändchen daran. Für den Verkauf wurde sodann per Mail geworben. Die Käufer  konnten sich an zwei verschiedenen Tagen für bestimmte Zeiten in eine Liste eintragen – und pünktlich kamen  dann die bestellten Tassen genau zur vereinbarten Zeit per Fahrrad-Kurier an die Tür und wurden gegen eine freiwillige Spende übergeben.

Tassenkuchen

Die Aktionen waren sehr erfolgreich. Sie erbrachten zusammen die beeindruckend hohe Summe von ca. 2.200 Euros! Hinzu kamen noch Einzelspenden von ehemaligen Pfadfindern in Höhe von fast unglaublichen  1.600 Euros, die über die Spendenseite der DKF-Website eingingen.

So konnten insgesamt 3.800 Euros der Pfadfinder an den Hogar Monserrate übergeben werden, wo sie dazu beitragen, den Weiterbetrieb des Kinderheims zu sichern.

Die Dankschreiben der das Heim leitenden Schwestern sind unterwegs. Auch der Deutsch-Kolumbianische Freundeskreis mit seiner Niederlassung München bedankt sich bei den Pfadfindern ganz herzlich. Vergelt`s Gott, liebe Pfadfinder, sagt man in Bayern!

 

 


En tiempos de pandemia los Boy Scouts DPSG de Munich-Perlach  perseveran en dar su apoyo anual  a los niños del  proyecto social „Hogar Monserrate“  en Colombia.

Debido a la pandemia durante el año del 2020 y en lo que llevamos del año 2021, el mundo entero ha sufrido grandes restricciones. Casi todas las actividades sociales, culturales, familiares, etc., se vieron canceladas. En especial se hizo  muy notoria esta difícil situación en las fechas navideñas, ya que estamos  acostumbrados a participar en las diferentes reuniones de fín de año y en los bonitos mercados de Navidad en Alemania. No obstante los niños y jóvenes de los Boy Scouts que pertenecen a la Parroquia de St Michael en Perlach – Munich, se idearon la forma de conseguir  el apoyo económico anual, que desde hace varios años envían al proyecto social de los niños  desamparados del Hogar Monserrate. Este Hogar de niños desde hace años es apoyado y es el  proyecto social  principal de la sucursal del DKF.en Munich.

Buenos amigos

 Así los Boy Scouts, en el  pasado mes de noviembre ofrecieron el servicio de cambio de llantas de invierno  para el  carro, en el barrio de la parroquia de Perlach  y su vencindario. Luego en el mes de diciembre, ya que no se iba a realizar el acostumbrado bazar de navidad de la parroquía, donde los Boys Scouts  generalmente participan con  tres puestos de venta, ofreciendo diferentes productos  de comida, como salchichas, vino caliente (Glühwein) etc  –  en lugar de esto, ellos se idearon utilizar para la venta las acostumbradas tazas de porcelana del Glühwein, con el  logo impreso del „Perlacher Christkindlmarkt“, poniendo adentro una masa de ponqué de chocolate lista para hornear, junto con un sello de los Boy Scouts y las empacaron como un bonito regalo para la navidad,.

Estas tazas las ofrecieron a cambio de alguna libre donación, acción que  fué muy exitosa. Los Boy Scouts lograron así juntar  una suma muy considerable de dinero, alrededor de 2.200 Euros. Además se recibieron también donaciónes individuales de 1.600 Euros de ex Boy Scouts, así se juntaron  3.800 Euros. La recolección del dinero se hizo por intermedio de la cuenta  bancaria del DKF. Aún hasta la fecha estamos  recibiendo donaciones por intermedio de la página der internet del DKF.

Todas las donaciones de esta acción navideña, ya fueron transferidas al Hogar Monserrate. La dirección de este proyecto en Sisga Cundinamarca a cargo de la Hna. Alma Rosa, agradece inmensamente  esta contribución para el mantenimiento  y el buen  funcionamiento del Hogar Monserrate en estos tiempos tan difíciles.

 Mil gracias a todos los Boy Scouts, y que Dios se los pague!

Die indigenen Völker und Covid-19 in Lateinamerika – Eine Anmerkung zur aktuellen Studie der CEPAL

Beitragsautor:
Dr. Frank Semper 
DKF Rheinland / Ruhr
für den Blog des DKF Februar 2021 

Lateinamerika hat sich zum Epizentrum der Covid-19 Pandemie entwickelt, und auch Kolumbien zählt zu den besonders betroffenen Ländern. Nicht nur die Inzidenzwerte und die Zahl infektionsbedingter Todesfälle sind außerordentlich hoch, die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie treffen den Kontinent weit stärker als andere Weltregionen. Die in den letzten Jahren erzielten Fortschritte bei der Armutsbekämpfung und beim Abbau der extremen Ungleichheit zwischen Arm und Reich sind weitgehend ausradiert worden, und es wird vermutlich Jahrzehnte dauern, die eingetretenen und fortdauernden schädlichen Auswirkungen zu überwinden.

In diesem Kontext stellen die indigenen Völker in mehrfacher Hinsicht eine besonders gefährdete Personengruppe dar, die in der weltumspannenden Krise aus dem Blick zu geraten droht, wie eine aktuelle Studie der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Lateinamerika und die Karibik (Comision Economica para America Latina y el Caribe – CEPAL -) betont, die sich nun erstmals mit der Thematik beschäftigt hat.

El impacto del COVID-19 en los pueblos indigenas de America Latina-Abya Yala. Entre la invisibilizacion y la resistencia colectiva 
https://www.cepal.org/es/publicaciones/46543-impacto-covid-19-pueblos-indigenas-america-latina-abya-yala-la-invisibilizacion

Ich werde im Folgenden die zentralen Punkte der Studie zusammenfassen und auf einige Besonderheiten der kolumbianischen Situation hinweisen.

Insgesamt stellt die Studie fest. Die Indigenen In Lateinamerika sind einem erhöhten Ansteckungsrisiko aufgrund ihrer familienbezogenen und kommunitären Lebensweise ausgesetzt. Indigene Armut und Unterentwicklung werden durch Covid-19 generell verstärkt.

Im Einzelnen.

Eine erhöhte Vulnerabilität besteht für ältere Indígenas (ab 60 J.), weil sie entsprechend ihrer Altersgruppe oftmals Vorerkrankungen (u.a. Bluthochdruck und Diabetes) aufweisen, und weil sie als Träger und Übermittler des traditionellen Wissens für den Bestand und die Weiterentwicklung der indigenen Gemeinschaften unersetzlich sind.

Eine besorgniserregende Vulnerabilität besteht für indigene Frauen und Kinder. Sie werden infolge der Gesundheitskrise vermehrt Opfer Gender bezogener Gewalt. Die Benachteiligung der indigenen Frauen betrifft insbesondere den Bereich sexueller Selbstbestimmung, sexueller Aufklärung, Geburtenkontrolle. Sie haben eine vermehrte Last im Haushalt zu tragen und finden noch schwerer Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten als vor dem Ausbruch der Pandemie.

Indigene Kinder sind in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Erziehung betroffen. Hierbei legt die CEPAL-Studie ein besonderes Augenmerk auf die Versorgung der indigenen Gemeinschaften mit dem Internet als Unterrichtsmedium. Es finden sich jedoch keine Ausführungen zum spezifischen Einsatz des Mediums im ethno-kulturellen Unterricht.

Eine erhöhte Vulnerabilität besteht für die in (freiwilliger) Isolation lebenden Indigenen, weil sie gegenüber allgemeinen Infektionskrankheiten keine Abwehrkräfte entwickelt haben, weil sie nicht in die staatlichen Gesundheitssysteme eingebunden sind, und weil ein erzwungener Kontakt durch die Außenwelt ihre kulturelle und physische Überlebensfähigkeit gefährdet.

Sowohl die in den Städten als auch die auf dem Lande lebenden Indigenen sind einer erhöhten Gefährdung ausgesetzt, wenn es darum geht, sich effektiv vor einer Ansteckung mit Covid -19 zu schützen.

Bemerkenswert ist, dass Kolumbien im lateinamerikanischen Kontext (noch weit vor Guatemala 60% ) den höchsten Anteil der auf dem Lande (in den traditionellen indigenen Resguardos und Territorien) lebenden Indígenas aufweist, 79 %.

Eine Besonderheit, der die CEPAL-Studie nicht weiter nachgeht. Daher sei an dieser Stelle nochmals betont, der Bestand der indigenen Resguardos und Territorien ist die fundamentale Grundlage für die Integrität und Identität der indigenen Völker und Gemeinschaften. Der Erhalt und die Fortentwicklung der indigenen Kulturen ist nur dann gesichert, wenn sie nicht innerhalb ihrer Territorien der Gewalt von parastaatlichen und kriminellen Gruppen schutzlos ausgeliefert sind, die indigene Selbstverwaltung nicht von gesetzlichen oder administrativen Maßnahmen behindert wird und die Indigenen in ihren Entfaltungsmöglichkeiten nicht auf den räumlichen Bereich ihrer Territorien beschränkt werden.
Wozu derartige Einschränkungen der indigenen Selbstbestimmung bzw. Autonomie führen, zeigt beispielhaft die aktuelle Lebenswirklichkeit der Nasa im Cauca, wo der von gewalttätigen Akteuren hineingetragene Drogenkrieg eine fortgesetzte Beeinträchtigung und Zersetzung des indigenen Gemeinschaftslebens bewirkt. Aufgrund der aktuellen Sachlage ist die Einhaltung von Hygienemaßnahmen im Rahmen der Covid-19 Bekämpfung auch in vielen anderen indigenen Territorien ein kaum zu realisierendes Unterfangen.


An dieser Stelle sei auf einige frühere Blog-Einträge verwiesen. Zur Situation im kolumbianischen Amazonasgebiet: La situación de los indígenas en los tiempos de la pandemia Corona und im Choco: El Chocó – ein gewalttätiges Paradies


Durch die fortgesetzt desolate Sicherheitslage in vielen indigenen Territorien sowie den vor Ort kaum vorhandenen Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten sucht eine wachsende Zahl von Indigenen ein Auskommen in den Städten, obwohl dort in aller Regel nur prekäre Beschäftigungsverhältnisse im informellen Sektor zu erlangen sind. Hinzukommt eine nach wie vor hohe Zahl an Vertriebenen aus dem Bereich der indigenen Territorien. In den Zeiten von Covid-19 muss daher ein verstärktes Augenmerk auf die in den Städten lebenden Indigenen geworfen werden. Die durch CEPAL ermittelten Zahlen zeigen insoweit ein eindeutiges Bild. In den Großstädten tragen die Indígenas ein überproportional erhöhtes Risiko an Covid-19 zu erkranken und zu versterben.

Im städtischen Raum sind die Möglichkeiten der regelmäßigen Versorgung mit Trinkwasser für Indigene problematisch bzw. nicht existent, schon deshalb weil auch ihre allgemeine Wohnsituation prekär ist. Laut der CEPAL-Studie ist die Versorgung der Indigenen in Kolumbiens (Groß-) Städten im lateinamerikanischen Kontext besonders unzureichend. Jede/r zweite Indigene aus dieser Gruppe verfügt über keinen regelmäßigen Zugang zu sauberen Trinkwasser. Das ist auch im Verhältnis zur übrigen städtischen Bevölkerung ein überragender Prozentsatz. Die enormen Ungleichheiten denen die Indigenen in Kolumbiens Großstädten ausgesetzt sind, sind dort am weitesten ausgeprägt, wo ihre Zahl im Verhältnis zur übrigen Bevölkerung am geringsten ist (also in Bogotá. Medellín und Cali).

Es reicht daher nicht aus, dass die kolumbianische Regierung ihre Hilfsprogramme auf die traditionellen Territorien beschränkt. Die indigene Realität hat sich auch in Kolumbien verändert und es steht zu erwarten, dass in Zukunft noch weit mehr Indigene (zumindest temporär) in den Städten leben werden, ein Umstand auf den die kolumbianische Politik bis heute nicht vorbereitet ist.

Felsmalereien Guaviare _ biblioteca del pensamiento INDIGENA (c) FS

Laut CEPAL besteht eine besondere Gefährdungslage für die in den tropischen Regenwäldern lebenden indigenen Völker. In Kolumbien betrifft dies zumal die indigenen Völker und Gemeinschaften im Amazonasregenwald und im Chocó. Grundsätzlich hat der Druck auf die tropischen Wälder durch externe Bedrohungen, u.a. Minentätigkeit, Erdölexploration, Holzeinschlag, Weidewirtschaft, Landraub seit dem vergangenen Jahrzehnt massiv zugenommen.

Die Studie zitiert die Rechtsanwältin Fany Kuiru von der OPIAC (Organizacion de los Pueblos Indígenas de la Amazonía Colombiana) von deren unterstützenswerter Arbeit ich schon berichtet habe.

https://www.gofundme.com/f/indigenous-colombian-women-emergency-response/

Kein Tropfen Blut mehr, kein Schmerz mehr für die Konsumartikel in den Städten der Welt. Die Gemeinschaften des Waldes, des Landes und der Städte haben eine ‚Minga‘ des Widerstandes ausgerufen, um der Zerstörung und dem Hunger entgegenzuwirken, die nach der Pandemie andauern werden, weil der Ökozid, der Ethnozid und der Terrazid (die absichtsvolle Zerstörung des Planeten) schlimmer voranschreiten als der Virus.

(Fany Kuiru)

Um ihre Ernährung sicherzustellen sind die Indigenen der tropischen Wälder unmittelbar auf ein funktionierendes Ökosystem angewiesen. Denn die in den Wäldern lebenden Indígenas haben angesichts der Pandemie keine Ausweichmöglichkeiten außer der, sich in einen immer kleiner werdenden Bereich abgelegener Wildnis zurückzuziehen. Sie verfügen im allgemeinen nicht über Einkommensquellen, sind kaum in die bestehenden staatlichen Sozialsysteme eingebunden. Sie haben in vielen Fällen keinen (Grund-) Schulabschluss und mehrheitlich keinen Zugang zu Elektrizität betont die Studie.

Seit Covid-19 werden die Kontrollpflichten der Staaten, die Integrität der indigenen Territorien sicherzustellen, vielerorts vernachlässigt, weil die allgemeine Gesundheitskrise zu Budget und Hygiene bedingten Einschränkungen geführt hat, soweit zutreffend die Studie.

Abschließend. Die CEPAL- Studie ist wichtig für eine erste Bestandsaufnahme zur Klärung der Frage, welche Auswirkungen Covid-19 auf das Leben der indigenen Völker und Gemeinschaften in Lateinamerika hat und welche Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Situation ergriffen werden müssen.

„Ni una sola gota mas de sangre y dolor de los productos de consumo en las ciudades del mundo. Hay una ‚minga‘ de resistencia dentro de las comunidades del bosque, el campo y las ciudades que se organizan frente a la devastación y el hambre, que continuara después de esta pandemia, porque el ecocidio, etnocidio y terricidio avanzan peor que el virus.“

(Fany Kuiru)

Allerdings lässt sich das indigene Leben grundsätzlich nicht widerspruchslos in Statistiken fassen. Daher erscheinen einige der gezogenen Schlussfolgerungen und Empfehlungen zu schematisch. Es fehlt (bis auf das Zitat von Fany) an einer Beschreibung der Covid-19 Situation aus der indigenen Perspektive, die sich aus der zugrunde gelegten Methodik, nicht umfassend erschließen lässt.

Daher an dieser Stelle ergänzend. In Kolumbien (und anderswo) existieren vorbildliche Arbeiten, die aus der indigenen Perspektive verfasst sind und diesbezüglich Anhaltspunkte liefern. Zu nennen ist HE YAIA GODO~BAKARI (2015), eine Arbeit der Gemeinschaften vom Río Pira Paraná (Dep. Vaupes), die aus der Notwendigkeit erwachsen ist, den Wert des traditionellen Wissens über das Land zu stärken, um Lösungen in Bezug auf das Medioambiente zu entwickeln. Es ist die Verschriftlichung der indigenen Weltsicht verfasst in eigenen Worten und frei von akademischen Interpretationen und Theorien, die u.a. als Grundlage für den Aufbau eines eigenständigen Erziehungssystem dienen soll. Auch die mir durch meinem Freund Nelson Ortiz übermittelte Arbeit von Celimo Nejedeka, ein weiser Muinane vom Medío Caquetá, CULTIVANDO LA CIENCIA DEL ARBOL DE LA SALUD (2019), beschäftigt sich eingehend mit den Heilkräften der Natur und ihren mythologischen Grundlagen, um einen Weg zum buen vivir für alle (bekannt auch unter der Quechua-Bezeichnung Sumak kawsay) aufzuzeigen.

© FS 2021

Ein Fußball-Turnier in Tagachí / Chocó am RÍo Atrato

Beitragsautor:
Bernd Tödte
DKF München

In diesen Tagen beklagen wir den Mord an Fredman Arturo Herazo Padilla, einer Führungspersönlichkeit der kolumbianischen Gemeinde San Basilio de Palenque, Bolivar, in Kolumbien. Schon wieder ein solcher Mord – wir teilen Trauer und Bestürzung darüber!

Friedensarbeit in Kolumbien tut Not  – der Deutsch-Kolumbianische Freundeskreis leistet sie seit nunmehr 40 Jahren durch praktizierte reale Sozialarbeit mit vielen großen und kleinen Projekten überall in Kolumbien. Ein solches Projekt wird in Kürze in der Gemeinde Tagachí  im Departamento Chocó seine Wirkungen zeigen. Der kleine Ort liegt etwa 100 Km nördlich der Departaments-Hauptstadt Quibdó flussabwärts am Fluss Atrato in einer selvatischen Region ohne Straße. Lesen Sie hier, was sich dort in Kürze ereignen wird.

Aufgegriffen wird eine Projektidee , für die sich der DKF e.V. schon einmal im Jahr 2017 stark gemacht hatte. Damals leider mit einem vergeblichen Projektantrag auf öffentliche Förderung, weshalb das Projekt seinerzeit  leider nicht realisiert werden konnte. Es ging dabei um mehrere Dörfer im  Chocó, für die ein Fußballturnier (gedacht war an eine richtige Fussballliga!) organisiert werden sollte. Das hätte eine stark sozialisierende Wirkung auf  die große Zahl entwurzelter junger Leute in der Region ausüben können. Unser Partner  vor Ort war damals der Claretianer-Pater Yorlly Moreno aus Tagachí gewesen, der auch im vergangenen Sommer bei der  Corona-Soforthilfe des DKF für und mit uns absolut zuverlässig Unterstützung im Chocó geleistet hat.

Wie bekannt, ist der Chocó von etlichen schlimmen Plagen gleichzeitig heimgesucht: Guerrilla, Paramilitares, Drogenbanden, Malaria – in Tagachí aber zum Glück noch nicht Corona – wobei noch hinzukommt, dass der Chocó, wie nahezu die gesamte pazifische Region Kolumbiens, seit langem  von der kolumbianischen Regierung vernachlässigt worden ist.

Nicht zuletzt durch einen Bericht des früheren Botschafters Kolumbiens, Juan Mayr, in dem auch er auf die prekäre Lage im Chocó hinwies, kamen unsere Stuttgarter DKF-Mitglieder Carmen und Gerald Gaßmann dazu, das frühere (nicht realisierte) Projekt nochmals bei Pater Yorlly zum Thema zu  machen und  es in einer der heutigen Situation angepassten Form wieder aufleben zu lassen. Pater Yorlly signalisierte sofort seine Zustimmung und erstellte in kürzester Zeit eine  Projektskizze,die nicht nur Carmen und Gerald, sondern auch den DKF-Vereinsvorstand voll und ganz überzeugte. Hier ein Auszug aus Pater Yorllys Projektbeschreibung:

JUSTIFICACIÓN
El proyecto, “Deporte como medio de reconciliación y resistencia pacífica en el territorio” se desarrollará en el Río Arquía, Municipio de Vigía del Fuerte. Zonas afectadas directamente por el conflicto armado. Zona donde los misioneros claretianos hemos venido realizado un trabajo desde hace muchos años con niños, jóvenes y adultos, brindándoles alternativas frente al conflicto armado y sus secuelas: desplazamiento, indiferencia, marginación, asesinatos, jóvenes en filas de los distintos grupos, etc. Ahora, queremos seguir con esta dinámica de resistencia en el territorio mediante el deporte, de manera que nos ayuden a rescatar aquellos valores ancestrales-culturales como el diálogo y el respeto entre comunidades que, por la violencia han ido quedando relegadas en el “olvido”; y que ahora queremos fortalecer a través del deporte. 

REALIDAD ACTUAL 
La realidad actual de las comunidades del río es crítica por varias razones: el individualismo, presencia de los diferentes grupos armados que están incorporando jóvenes en sus filas. La situación juvenil es preocupante por el consumo de sustancias psicoactivas y el hurto. la falta de servicio básicos para vivir como la salud, educación, deporte, la energía y la conectividad, hacen que cada día la juventud tenga en su lista dos opciones: ingresar a un grupo armado o desplazarse a la capital del Departamento, en busca de oportunidades que nunca llegan.

ACTIVIDADES
Las actividades a realizar en este proyecto, se darán en los días febrero 12 y 13. Las actividades son las siguientes: se realizarán las actividades formativas con los temas de drogodependencia, proyecto de vida y procesos organizativos. Los dás serán dedicados a los espacios deportivos. Cabe resaltar que en las horas de la noche habrá momentos culturales: danza, cantos, música, poesías, etc, donde podrá participar toda la comunidad. 

OBJETIVO GENERAL
El proyecto “Deporte como medio de reconciliación y resistencia pacífica en el territorio” quiere ser una alternativa para los jóvenes del Arquía en aras a recuperar y fortalecer en ellos sus cualidades y capacidades deportivas que les permitan un acercamiento entre los miembros del río, de manera que las divisiones y rivalidades haya se logren superar. El proyecto quiere proporcionar elementos de resistencia pacífica a las comunidades, para que desde el deporte puedan ser, hacer y tener herramientas que les ayude a afrontar el mundo material, excluyente y homicida en el que viven. 

OBJETIVO  ESPECÍFICO
• Crear espacios agradables y fraternos de deporte que les permita a los jóvenes encontrarse como hermanos de una región y superar sus diferencias. 
• Ofrecer el deporte como una alternativa a la realidad de violencia que se vive en las comunidades. 

COMUNIDADES A INVITAR
 
7 comunidades de a 20 participantes por equipo, para un total de 140 personas más miembros de las comunidades:
Puntas de Ocaidó, Isletas, Belén, Vegáez, Vidrí, Puerto Palacios, Puerto Medellín. 

TORNEO DE FÚTBOL
Arbitro:NO habrá árbitro de fuera; sino que pitará alguien de las mismas comunidades; la idea es demostrarles mediante el juego que no necesitan de actores ajenos a sus comunidades para resolver los conflictos internos.
Participan:Participarán en los equipos mujeres y hombres como signo de la igualdad y el derecho de todos y todas a participar de funcionamiento interno de sus consejos comunitarios. 
Los premios o trofeos:  se darán unas placas iguales para todos los equipos de manera que descubran que no hay perdedor, aquí todos son ganadores. Lo importante es la integración sana y la resolución de conflictos mediante el encuentro deportivo y cultural. 

So werden nun zum 12. und zum 13. Februar 2021 viele Menschen  aus 7 kleinen Dörfern am Rio Arquía (Nebenfluss des Atrato) mit Booten nach Tagachí kommen und Formen des sozialen  Zusammenhalts erleben. Wir werden in diesem Blog darüber berichten.

Wir danken unseren Vereinsmitgliedern Carmen und Gerald Gaßmann für diese großartige Initiative.

 

Mein „Kaffeekolumbianer“ – Ein Räuchermann aus dem Erzgebirge

Beitragsautor:
Rechtsanwalt Gerald Gaßmann,
Honorarkonsul der Republik Kolumbien in Stuttgart,
Ehrenmitglied des Deutsch-Kolumbianischen Freundeskreises

Herr Gerald Gaßmann entwirft seit vielen Jahren mit viel Kreativität und Einfallsreichtum kleine und große Kunstobjekte, die er großzügig jedes Jahr zu Weihnachten an seine Freunde und Partner verschenkt. Immer haben seine Kreationen einen Bezug zu Kolumbien, der Heimat seiner Frau Carmen. Auf seinen häufigen Reisen nach Kolumbien knüpft Herr Gaßmann regelmäßig Kontakte zu kolumbianischen Kunsthandwerkern und kleinen und größeren Manufakturen, mit denen er bis zur Herstellung der Objekte eng zusammenarbeitet. Sein für Weihnachten 2018 geschaffenes Werk wurde nach seinen Vorgaben allerdings von einer traditionsreichen Firma im Erzgebirge hergestellt: Ein „Kaffeekolumbianer“ – als Räuchermann. Hier berichtet Herr Gaßmann selbst, wie er zu dieser Idee gekommen war.

An Weihnachten 2018 hatte ich meinen Freunden und Geschäftsfreunden ein Räuchermännchen aus dem Erzgebirge zum Präsent gemacht. Mit dieser Neuentwicklung der Figur eines „Kaffeekolumbianers“ ist es mir wieder einmal gelungen, den Bogen zu meinem geliebten Kolumbien zu schlagen: eine Hommage an Kolumbien, seine Kaffeebauern, seinen exzellenten Kaffee und auch seine hervorragenden Zigarren.

Seine Entstehungsgeschichte können Sie der unter diesem Link aufzufindenden Broschüre entnehmen.

Gerade dieses Räuchermännchen hatte mir persönlich so gefallen, dass ich Anfang 2020 entschied, es auch in monumentaler Größe, also im XXL-Format, herzustellen. Natürlich sollte er auch einen Originalsombrero bekommen, wenn auch in einer verkleinerten Version, den ich eigens von den indigenen Kunsthandwerkern aus Tuchin in Kolumbien herstellen ließ. Zu meiner großen Überraschung war dieser Sombrero zu klein, so dass ich der Firma KWO einen Sombrero in Originalgröße zusandte, der dann auch verblüffender Weise genau passte.

Ende Juli traf dann mit coronabedingter Verzögerung dieser stattliche 35 kg schwere Prachtkerl bei mir ein.

Meine Glückwünsche gehen an die Firma KWO aus dem Erzgebirge: der Räuchermann ist rundum gelungen!

Er hat einen Ehrenplatz in meinem Büro bekommen. 

Nachbemerkung:
Meine Kaffeekolumbianer kamen bei Kunden der Firma KWO so gut an, dass sie mich fragte, ob sie „,meine“ Räuchermännchen für eine Reihe interessierter Sammler nachproduzieren dürften. Dem habe ich gerne zugestimmt, da ich meine kleinen kolumbianischen Sympathieträger gerne auch weiterverbreiten möchte.

Die Clubzeitung für Sammler und Liebhaber von Räuchermännchen der Firma KWO hat in ihrer Ausgabe Jahrgang 2020 die von mir erzählte Entstehungsgeschichte meines „Mini-Kaffeekolumbianers“ abgedruckt, garniert mit einem Foto („Im Dialog mit meinen Kaffeekolumbianern“).

Die Deutsche Schule in Barranquilla und ihr erfolgreiches virtuelles Unterrichtsmodell

Carlos Lindemeyer
Präsident des Schulvorstands
Deutsche Schule Barranquilla

 

 

Artikel für den Deutsch-Kolumbianischen Freundeskreis

Kommunikationsabteilung

Deutsche Schule Barranquilla

 

 

Die gegenwärtige Situation hat Bildungseinrichtungen weltweit dazu veranlasst, sich neu zu erfinden und verstärkt Medien und Technologie als Mittel der Bildung einzusetzen.  Diese Maßnahmen sind notwendig, um die Schulen im Rahmen der Krise am Leben zu erhalten und helfen ihnen zudem dazu, ihre Unterrichtsaktivitäten weiter zu entwickeln. Der Schwerpunkt liegt dabei darauf, den Wunsch und die Motivation der Schülerinnen und Schüler zum Entdecken und Interpretieren der Welt aufrechtzuerhalten und sie weiterhin zum Lernen zu begeistern. Die Herausforderung der Deutschen Schule in Barranquilla besteht darin, Kontinuität in das Online-Lernangebot zu bringen. Dazu verfügt die Schule über eine virtuelle Lernplattform mit interaktiven Übungen, welche die Lehr- und Lernprozesse dynamischer machen und zur Attraktivität des neuen Lernszenarios beitragen.

Das Schaffen von Lernerfahrungen zur Förderung der Selbstständigkeit und Organisationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler, das Anbieten von Räumen zur Entwicklung einer stärkeren Selbstwahrnehmung und Reflexion sowie die eigenständige Aufnahme der Schülerinnen und Schüler von schulischen und familiären Pflichten sind übergeordnete Ziele unserer an der kolumbianischen Karibikküste gelegenen Schule mit einer mehr als 100-jährigen Geschichte.

Im Fokus unserer schulischen Aktivitäten stehen stets die Schülerinnen und Schüler. Ausgehend von dieser Prämisse wurde in den einzelnen Bereichen ein neuer Stundenplan entwickelt, der einerseits die Motivation der Schülerinnen und Schüler fördern soll und dabei andererseits die Zeit der Kinder vor dem Bildschirm im Auge behält. Im Ergebnis enthält der Stundenplan nun virtuelle Treffen zur Durchführung des Unterrichts und autonome Arbeitsphasen, in denen die Kinder zum selbstständigen Arbeiten angeregt werden. Weiterhin bietet unsere Abteilung für bildungspsychologische Beratung jede Woche einen Raum zur emotionalen und psychologischen Betreuung für unsere Schülerinnen und Schüler. Dies ist insbesondere mit Blick auf die emotionalen und mentalen Auswirkungen der Krise eine große Unterstützung. In diesem Sinne werden auch die Klassen für Kinder zwischen 3 und 8 Jahren in kleinere Gruppen aufgeteilt, um die Interaktion zwischen den Lehrkräften und Kindern zu erleichtern. Dadurch wird zudem das Bündnis zwischen der Schule und den Familien weiter gestärkt.

Durch unser Lernmanagement-System (das virtuelle Klassenzimmer), entstehen verschiedene Möglichkeiten, um die Lehr- & Lernprozesse mit Blick auf unsere Schülerinnen und Schüler dynamischer zu gestalten (virtueller Unterricht und autonome Arbeitsphasen). Im virtuellen Klassenzimmer befinden sich zudem eine Beschreibung der Lernziele, die Arbeitsmaterialien, die Aufnahmen der Unterrichtseinheiten und die sogenannte Zona PITS zum differenzierten Lernen. Dadurch können wir auf die individuellen Bedürfnisse aller Schülerinnen und Schüler eingehen.

Zur Durchführung des virtuellen Unterrichts treffen sich die Lehrkräfte mit ihren Schülerinnen und Schülern über die Plattform „Teams“. Im Rahmen der autonomen Arbeitsphasen kümmern sich die Schülerinnen und Schüler selbstständig um ihre Aufgaben. Die Lehrkräfte bleiben währenddessen ansprechbar, um sie bei den vorgeschlagenen Aktivitäten zu unterstützen, ihnen einzelne Inhalte genauer zu erklären, Zweifel zu beseitigen und um sie auch emotional in diesem neuen Szenario zu unterstützen.

Bei Verbindungsproblemen oder Stromausfällen wird stets nach alternativen Möglichkeiten gesucht, den entsprechenden Schülerinnen und Schülern die jeweiligen Lerninhalte zu vermitteln. So kann jederzeit auf das virtuelle Klassenzimmer zugegriffen werden, in dem die Aufnahmen des Unterrichts angesehen und die Aktivitäten bearbeitet werden können.  Dadurch wird der Lernprozess der Schülerinnen und Schüler bereichert und der Unterricht enthält insgesamt eine größere Dynamik.

In den fast sechs Monaten der Quarantäne waren insbesondere die Motivation und das Engagement der Schülerinnen und Schüler sowie die gemeinsame Arbeit mit ihren Familien und Lehrkräften die entscheidenden Erfolgsfaktoren in diesem Prozess. Das in den letzten Monaten erworbene Wissen hat es der Schule ermöglicht, die Weichen für den Beginn des neuen Schuljahres zu stellen und unserer gesamten Schulgemeinschaft ein sich kontinuierlich weiterentwickelndes Bildungsangebot zu unterbreiten.

Die veränderten Bedingungen in Bezug auf unsere Arbeit als Schule haben bei uns verschiedene Reflexionsprozesse hervorgerufen, aus denen wir einige Richtlinien für die Praxis ableiten konnten. Besonders wichtig sind uns der Blick auf das Wesentliche des Lebens und das Wohlergehen des Planeten, die Wertschätzung des gesundheitlichen Wohlbefindens und das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Solidarität. Für uns stellen diese Punkte große Chancen dar und wir verstehen, dass wir zu Helden dieser Krise werden können, wenn wir auf uns achten und zu Hause bleiben und damit uns und unsere Mitmenschen schützen.

El Colegio Alemán de Barranquilla y su modelo exitoso en materia de enseñanza virtual

Carlos Lindemeyer, Presidente de la Junta Directiva del Colegio Alemán en Barranquilla

Artículo para el Círculo de Amistad Colombo Alemana

Oficina de Comunicaciones

Colegio Alemán de Barranquilla

 

 

La coyuntura actual ha llevado a las instituciones educativas a nivel mundial a reinventarse y a utilizar la tecnología como un medio para seguir manteniendo viva la escuela y desarrollar sus actividades, con el enfoque de mantener el deseo en la población estudiantil de aprender, descubrir e interpretar el mundo. El reto del Colegio Alemán de Barranquilla es el de dar continuidad a su propuesta de aprendizaje en línea, que incluye prácticas en un campus virtual que dinamicen los procesos de enseñanza-aprendizaje, implementando herramientas que hagan atractivo este nuevo escenario.

El desarrollo de experiencias que promuevan en los estudiantes la autonomía, la autogestión del tiempo, la creación de espacios que favorezcan la autorregulación y metacognición, y la distribución de responsabilidades escolares y familiares, es el principal objetivo de esta institución localizada en la Costa Caribe colombiana y con más de 100 años de historia.

En nuestro colegio los alumnos son el centro de nuestros procesos de desarrollo, a partir de esta premisa se organizó un horario según la sección para mantener la motivación de los niños y no exceder el número de horas de exposición de ellos a la pantalla; es por ello, que se diseñó un horario con encuentros sincrónicos y asincrónicos, y de espacios semanales de atención desde Orientación Psicoeducativa fortaleciendo el proceso de acompañamiento de los estudiantes a través de los canales establecidos, constituyéndose en un gran apoyo para esta población por el impacto emocional y mental generado por el confinamiento. En este sentido, en los niños de edades entre 3 y 8 años, se dividen las clases en grupos más pequeños con el fin facilitar la interacción profesor-alumno y estrechar la alianza familia-colegio.

A través del Sistema de Gestión de Aprendizaje (Aula Virtual), con el que cuenta la institución, se ofrecen diferentes recursos para dinamizar los procesos de enseñanza-aprendizaje de nuestros estudiantes (encuentros sincrónicos y asincrónicos). En esta Aula, se encuentran detalladas las metas de aprendizaje, el material de trabajo, la grabación de los encuentros sincrónicos y una zona PITS de trabajo diferenciado para satisfacer las necesidades individuales de cada alumno.

Durante los encuentros sincrónicos los docentes se encuentran mediante la plataforma Teams con sus estudiantes y se desarrollan las clases bajo la modalidad de aprendizaje en línea. Los encuentros asincrónicos funcionan como un “cubículo virtual” donde los profesores están disponibles para atender a los alumnos, brindarles apoyo en las actividades propuestas, explicarles nuevos conceptos, resolver dudas y validar sus emociones ante este nuevo escenario.

Para los casos relacionados con problemas de conectividad o falta de fluido eléctrico, se busca la forma de hacer partícipes a los estudiantes, que han tenido inconvenientes de este tipo, acerca de la temática brindada a través de los encuentros sincrónicos para que puedan acceder al Aula Virtual en cualquier momento y ver los videos de la clase, y desarrollar así las actividades acordes a este nuevo ambiente de aprendizaje. Estas opciones dinamizan las clases y enriquecen el proceso de aprendizaje de los alumnos.

En los casi seis meses que ha durado el período de aislamiento, la motivación y el compromiso de los estudiantes, el trabajo realizado junto a sus familias y los docentes, han sido los factores de éxito dentro de este proceso. Los aprendizajes alcanzados durante estos últimos meses le han permitido al colegio trazar la ruta para el inicio del nuevo Año Escolar y brindar una mejor oferta cada vez mejor a toda nuestra comunidad escolar.

Los procesos de reflexión sobre las buenas prácticas en esta nueva modalidad de escuela, llevaron a la institución a la construcción de unos acuerdos que guiarán las prácticas.Dar una mirada a lo esencial de la vida y al bienestar del planeta, valorar la importancia de la salud y tomar conciencia del valor de la solidaridad, se constituyen en grandes oportunidades, en la medida que comprendemos que somos héroes al quedarnos en casa porque esto busca el bienestar de los demás.