„Hundert Jahre Einsamkeit“ Rezension der ersten Netflix-Film-Staffel

    
    Beitragsautor:

    Wolfgang Chr. Goede, DKF-Mitglied
    Wissenschaftsjournalist – München / Medellín 
 
     Für den Blog, im Februar 2024
  
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„Hundert Jahre Einsamkeit“
Rezension der ersten Netflix-Film-Staffel

Endlich! Keiner hätte es für möglich gehalten. Am wenigsten der Autor, der zu Lebzeiten vehement gegen eine Verfilmung war: „Hundert Jahre Einsamkeit“ gibt’s seit Ende 2024 als Film. Nicht Hollywood, Netflix hat’s möglich gemacht. Mit jahrelangem Vorlauf, dem Nachbau des karibischen Macondo im Hochland Kolumbiens, Suche nach den klassischen Möbeln des 19. Jahrhunderts, Designen der damaligen Garderobe, Schulen der Schauspielenden im typischen Küstendialekt: Alles an diesem Film ist „Made in Colombia“, so die stolze Ansage, getreu den Vorgaben der Marquez-Erben. Angelehnt an die erfolgreichen indischen „Bollywood“ Serien – aus Bombay – ließe sich die Nobelpreisverfilmung eine „Collywood“-Premiere nennen.

SUCHE NACH FREIHEIT

Herausgekommen ist die erste Staffel, bestehend aus 8 Episoden mit neun Stunden Gesamtlaufzeit – gut rezipierbar an einem langen Wochenende. Die Bilder haben die üppig-tropisch kolumbianische Natur eingefangen, sind eine Liebeserklärung ans Land, seine wild erhabene Schönheit, auch an seine Menschen?

Je nachdem. Die Kolumbianerinnen und Kolumbianer in diesem Filmwerk kommen eher preußisch diszipliniert daher, getrieben und funktionierend. Wenig Vergleich mit den heutigen Bewohnern, die von Besuchern aus aller Welt als auffallend warm und herzlich beschrieben werden.

Aber vielleicht spiegelt sich in diesem Filmbild auch die straffe Mission von Menschen, die ausgezogen sind, sich einen Ort zu schaffen, wo sie sich selbst sein dürfen, frei vom Staat und Bevormundung, eben Macondo. Doch auch der Familienclan, ist erkennbar, folgt strikten Regeln und verlangt Unterordnung.

CLAN-MUTTER REGIERT

Wenn alle Stränge reißen, die Männer alles vergeigt haben, dann hat die Clan-Mutter und Patrona, Úrsula, das Sagen und die Zügel fest in der Hand. Die Freiheit, wer frei ist und wie Freiheit verteidigt wird, bleibt auch in dieser Freiheitshymne eine relative Größe mit breitem Interpretationsspielraum. Inklusive aller Risiken.

Über seine Liebe zur Alchemie, Freiheiten und Fallgruben des Denkens büßt der Clan-Gründer José Arcadio seinen Verstand ein und vegetiert angeleint an einen mächtigen Kastanienstamm dahin bis ans Ende seiner Tage. Ein sich wiederholendes beeindruckendes Bild!

Einer der Söhne, Aureliano, schlägt ganz andere Wege der Freiheit ein. Er wird Oberst im Krieg der 1000 Tage als Anführer der Liberalen gegen die Konservativen. Der sich immer wieder mit Fortune der Schlinge des Todes entzieht und auch nach der Einigung der beiden Kriegsparteien ein Aufständler bleibt. „Krieg total“ – Parallelen zu den heutigen Guerillagruppen, die trotz regierungsamtlichem „Frieden total“ das Land weiterhin in Atem halten, wären vermutlich rein zufällig.

„MONSTER IN DIE WELT GESETZT“

Währenddessen Aurelianos Bruder Arcadio, der vom Oberst ernannte Statthalter Macondos, den Ort in Napoleon-Uniform mit einer Schreckensherrschaft überzieht. Was Mutter Úrsula entsetzt ausrufen lässt, „wir haben Monster in die Welt gesetzt“. Genau dies ist der Fluch, der von Anbeginn über diesem Epos hängt, die Angst vor der Vorhersagung, Ungeheuer zu gebären, in diesem Falle keine mit dem gefürchteten Schweineschwanz, sondern: Feuerwaffen, Fanatismus, unversöhnlicher Hass.

Die Netflix-Produktion durchwehen hollywoodesk Wildwest und Highnoon, kein Zweifel. Aber das als „schwülstig“ abzuqualifizieren, wie das die „Neue Züricher Zeitung“ tut? Gewalt ist die Geschichte Kolumbiens, blutig, von der Eroberung durch die Spanier über die Besiedelung bis zum heutigen Narco-Konflikt. Wobei die Ursachen oft ans Land herangetragen werden, als dass sie dortselbst im Lande selbst lägen.

Für manche bleibt es ein Fragezeichen, warum das Buch ein Best- und Longseller wurde, über 30 Millionen Mal verkauft, als eines der wichtigsten Werke des 20. Jahrhunderts gilt. Hat es jemand durch verwirrende sieben Generation und eine Flut ähnlicher Namen wirklich verstanden? Der Film, sein mithin größtes Verdienst, bringt das Thema und den Plot gezielter auf den Punkt als die 500 Leseseiten.

ATLANTIS IN KOLUMBIEN

Nämlich die seit der Antike Dichter und Mythen umtreibende Vision von einem Atlantis, also die Utopie von einer Welt, dereinst unweit Zyperns, später bei den Kanarischen Inseln, nunmehr in den Urwäldern Kolumbiens gefunden. Doch der Menschen legendärer Wunschtraum strauchelt auch im karibischen Atlantis. Es bleibt spannend, wie in der zweiten Staffel angekündigt für 2025 der Niedergang Macondos sich in den Filmbildern niederschlägt.

Warum der Spielort von der Karibik ins Hochland verlegt wurde, ist nicht so ganz klar. Im Buch findet die schwüle unerträgliche Hitze der Küste treffenden Ausdruck, was die Filmbilder vermissen lassen. Keiner schwitzt. Noch etwas, was untergeht: Kolumbiens Karibik als Drehscheibe der Kulturen, mehr als New York ein Melting Pot, wo sich Europäer, Afrikaner, Muslime, Indigene vermischt haben, zusammengebacken von einem eher kruden Katholizismus, auch das springt nicht so richtig an.

STILBRÜCHE UND FINANZEN

Gab es im Kolumbien des 19. Jahrhunderts eigentlich volltätowierte Menschen? Woher kam in die Einsamkeit die Schwarzwälder Kuckucksuhr geflogen? Was für Unterhosen trugen Männer, enganliegende Boxershorts? Und war das ganze Wohnungsinterieur nicht eine Spur zu feudal, eher das der Großgrundbesitzer und Aristokratie.

Während der Patriarch ja im Banne der Esoterik stand, von der Clan-Mama ermahnt, dass sich damit ja kein Geld verdienen lasse: Wovon haben die Buendías eigentlich gelebt?

Weitere Fragen, die vielleicht im Zuge des Streaming und der Debatte darüber Erörterung finden: Es ist von enorm hohen Drehkosten die Rede, aber wie hoch in Zahlen? Und wieviel davon verdienen die Marquez-Söhne an der Verfilmung (die das bereits vom Vater nicht autorisierte Spätwerk „Wir sehen uns im August“ herausgeben hatten, welches bereits Alzheimer-Spuren des Autors trug)? Ob die uneheliche und bis nach seinem Tode unbekannte Tochter des Nobelpreisträgers an den Gewinnen beteiligt ist?

https://www.youtube.com/watch?v=LuUUCeR8Wqw

 

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«Cien años de soledad»

Crítica del primer ciclo de cine de Netflix

¡¡¡Por fin!!! Nadie lo habría creído posible. Y menos el autor, que en vida se opuso con vehemencia a una versión cinematográfica: «Cien años de soledad» está disponible como película desde finales de 2024. No Hollywood, sino Netflix lo ha hecho posible. Con años de preparación, la reconstrucción del Macondo caribeño en las tierras altas de Colombia, la búsqueda de mobiliario clásico del siglo XIX, el diseño del vestuario de la época, el entrenamiento de los actores en el dialecto típico costeño: todo en esta película es «Made in Colombia», según el orgulloso anuncio, fiel a las especificaciones de los herederos de Márquez. Basada en la exitosa serie india «Bollywood» -de Bombay-, la adaptación cinematográfica del Premio Nobel podría calificarse de estreno «Collywood».

EN BUSCA DE LA LIBERTAD

El resultado es la primera temporada, que consta de 8 episodios con una duración total de nueve horas – fácil de ver en un fin de semana largo. Las imágenes han captado la exuberante y tropical naturaleza colombiana, son una declaración de amor al país, a su belleza salvaje y sublime, ¿y también a su gente?

Depende. Los colombianos de esta película parecen más bien prusianos y disciplinados. Poco tienen que ver con los habitantes de hoy, a los que visitantes de todo el mundo describen como extraordinariamente cálidos y acogedores.

Pero quizás esta imagen cinematográfica también refleje la estricta misión de unas personas que se han propuesto crear un lugar donde puedan ser ellos mismos, libres del Estado y del paternalismo: Macondo. Pero también el clan familiar es reconocible, sigue reglas estrictas y exige subordinación.

LA MADRE DEL CLAN MANDA

Si todo lo demás falla y los hombres lo han estropeado todo, entonces la madre del clan y patrona, Úrsula, está al mando y lleva las riendas con firmeza. La libertad, quién es libre y cómo se defiende la libertad, sigue siendo una cantidad relativa con un amplio margen de interpretación en este himno a la libertad. Incluidos todos los riesgos.

Por su amor a la alquimia, a las libertades y a las trampas del pensamiento, el fundador del clan, José Arcadio, pierde la razón y vegeta, atado a un poderoso tronco de castaño, hasta el final de sus días. ¡Una imagen repetitiva e impresionante!

Uno de los hijos, Aureliano, toma un camino completamente distinto hacia la libertad. Se convierte en coronel en la Guerra de los Mil Días como líder de los liberales contra los conservadores. Escapa repetidamente de la soga de la muerte con fortuna y sigue siendo un insurgente incluso después de que las dos facciones enfrentadas lleguen a un acuerdo. «Guerra total“: los paralelismos con los grupos guerrilleros actuales, que siguen manteniendo en vilo al país a pesar de la “paz total” del Gobierno, serían probablemente pura coincidencia.

«MONSTRUOS TRAÍDOS AL MUNDO»

Mientras tanto, Arcadio, el hermano de Aureliano, gobernador de Macondo nombrado por el coronel, reina el terror en la ciudad con el uniforme de Napoleón. La madre Úrsula exclama horrorizada: «Hemos traído monstruos al mundo». Esta es precisamente la maldición que pesa sobre esta epopeya desde el principio, el miedo a la predicción de parir monstruos, en este caso no monstruos con la temida cola de cerdo, sino monstruos: Armas de fuego, fanatismo, odio irreconciliable.

No hay duda de que la producción de Netflix tiene un sabor hollywoodesco a Salvaje Oeste y a alta tarde. ¿Pero tacharla de «turbia», como hace el “Neue Züricher Zeitung”2? La historia de Colombia es una historia de violencia y derramamiento de sangre, desde la conquista española y la colonización hasta el actual narcoconflicto. A menudo se culpa al país de las causas, en lugar de buscarlas en el propio país.

Para algunos, sigue siendo una incógnita por qué el libro se convirtió en un bestseller y en un longseller, vendió más de 30 millones de ejemplares y se considera una de las obras más importantes del siglo XX. ¿Alguien lo ha entendido realmente a través de siete confusas generaciones y una avalancha de nombres similares? La película, su mayor logro, llega al meollo del tema y de la trama con más precisión que las 500 páginas de lectura.

ATLANTIS EN COLOMBIA

A saber, la visión de una Atlántida que ha impulsado a poetas y mitos desde la antigüedad, la utopía de un mundo que una vez se encontró no lejos de Chipre, más tarde cerca de las Islas Canarias y ahora en las selvas primigenias de Colombia. Pero la legendaria quimera del hombre también se tambalea en la Atlántida caribeña. Queda por ver cómo se reflejará el declive de Macondo en las imágenes de la película anunciada para 2025 en la segunda temporada.

No está del todo claro por qué se trasladó el escenario del Caribe a las tierras altas. El calor bochornoso e insoportable de la costa está muy bien expresado en el libro, algo de lo que carecen las imágenes de la película. Nadie suda. Otra cosa que se pierde: el Caribe colombiano como centro de culturas, más crisol que Nueva York, donde se han mezclado europeos, africanos, musulmanes e indígenas, cocidos por un catolicismo bastante burdo, que tampoco salta a la vista.

RUPTURAS ESTILÍSTICAS Y FINANZAS

¿Había realmente gente tatuada en la Colombia del siglo XIX? ¿De dónde procede el reloj de cuco de la Selva Negra? ¿Qué tipo de pantalones llevaban los hombres, calzoncillos ajustados? ¿Y no era todo el interior del piso un poco demasiado feudal, más propio de los terratenientes y la aristocracia?

Mientras el patriarca estaba bajo el hechizo del esoterismo, amonestado por la madre del clan de que no se podía ganar dinero con ello: ¿de qué vivían realmente los Buendía?

Otras cuestiones que podrán discutirse en el transcurso del streaming y del debate sobre el mismo: Se habla de costes de rodaje enormemente altos, pero ¿cuánto en cifras? ¿Y cuánto ganan los hijos de Márquez con la adaptación cinematográfica (ya habían publicado la obra tardía «Wir sehen uns im August», no autorizada por su padre y que ya presentaba huellas del Alzheimer del autor)? ¿Tendrá parte en los beneficios la hija ilegítima del Premio Nobel, que permaneció desconocida hasta después de su muerte?

https://www.youtube.com/watch?v=LuUUCeR8Wqw

 

Traducción realizada con la versión gratuita del traductor DeepL.com

 

 

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