Juan Gabriel Vásquez zu Besuch in München

    
    Beitragsautor:

    Wolfgang Chr. Goede, DKF-Mitglied
    Wissenschaftsjournalist – München / Medellín 
 
     Für den Blog, im Juli 2025
  
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Das Münchner Cervantes Institut hatte geladen und sein Auditorium war voll besetzt. Zu Gast war Kolumbiens Star-Autor Juan Gabriel Vásquez, der in einem Talk Einblicke in sein literarisches Schaffen, die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten von Literatur gab. Mit dem eher sperrigen Titel “Das Geräusch der Dinge beim Fallen” landete er einen Weltbestseller und auch sein neuestes Werk “Die Namen von Feliza” wird von der Kritik bereits als besonders gelungen gelobt (s. unten). Durchaus mit Stolz vernahmen die zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste von DKF München, wie der Verein in der Moderation durch Carmen Pastor ausdrücklich genannt und begrüßt wurde. Sí se puede – der Deutsch Kolumbianische Freundeskreis besitzt in den Beziehungen Deutschland-Spanien-Lateinamerika und in der Hispano-Kultur im Besonderen ein spezielles und so auch wahrgenommenes Gewicht.

Besucher des Deutsch-Kolumbianischen Freundeskreises e.V. mit dem Autor im „Instituto Cervantes“ in München

Aus dem einstündigen Gespräch mit Luis García Montero, Cervantes München Direktor, Literaturkritiker, Dichter und Essayist, lieferte sein kolumbianischer Kollege spannende Einblicke in seine Zugänge zur hohen Schreibkunst. Wir summieren einige an dieser Stelle ohne Anspruch auf Vollständigkeit, Interpretation, Beurteilung. Wer übrigens gekommen war, um mehr über die Historie der Gewalt im Lande und die politische Einordnung zu erfahren, sah sich enttäuscht – das sieht Vásquez nicht als seinen Auftrag an.

  • Insgesamt liefert die Historie für den Autor nur Eckdaten, die er mit Geschichten füllt, die er zu einem Teil recherchiert, zum anderen mit seinen eigenen Interpretationen füllt. So hat er der Lebensgeschichte der mit 48 Jahren verstorbenen Feliza jahrelang nachgeforscht. “Die Geschichte klopft bei einem nicht an in den Stunden, in denen Geschichte geschrieben wird”, sagte Vásquez. Man muss eigene Bilder dafür finden.

  • Das beinhaltet für ihn eine “De-Simplifizierung”, was sich auch mit Dekonstruktion beschreiben ließe. Er baut die Wirklichkeit rund um Geschichte neu zusammen und gewährt damit neue und bisher nicht bekannte Einblicke ins Leben von Menschen, die Getriebene und Treiber dieser Geschichte sind.
  • Darüber hinaus ist der Keim von Büchern vielfach die packende Lebensgeschichte einer Person, aus dem im historischen Kontext sich dann das literarische Werk entwickelt. Dieses und die Akteure, die daraus entspringen, helfen auch, das und sein eigenes Leben, das des Erschaffers dieser literarischen Welt zu verstehen.
  • Dabei entstehen jedenfalls für Vásquez selbst Erkenntnisse, die er so umschreibt: “Das Leben ist viel komplizierter, als Sie und wir oft annehmen.” Und später spricht er von einer “unendlichen Komplexität”, so wirkmächtig wie eine Bombe.
  • Er versucht sich freizumachen von vorgefassten Bildern und Meinungen und zu neuen Szenarien zu kommen, denn: “Ich schreibe, weil ich nicht weiß” – sein Schreiben zieht der Wirklichkeit neue Realitäten ein. Dabei ist ihm wichtig, nicht Endgültiges zu liefern, sondern eher Fragen zu formulieren.
  • Anders als viele andere schriftstellernde Kollegen, die in diese Falle treten, ist er kein Heilsverkünder oder Prophet, kein Gesellschaftsveränderer oder Sozialrevolutionär, weil das gar nicht möglich sei, denn: “Literatur verändert nicht die Welt, sondern nur das Gewissen.”
  • Insgesamt, der Autor betritt mit jedem Werk “Terra Inkognita”, die er literarisch durchpflügt, in Geschichten gießt, an Akteuren aufhängt, so greifbar macht und ein verstehbares Abbild dieser Welt und ihrer komplexen Wirklichkeit schafft.
  • Seine bestimmt wichtigste und gefälligste Aussage, die viele in seinem Publikum noch gar nicht auf ihrem Schirm hatten, die die zunehmend mehr Nicht-Lesenden womöglich nie erfahren werden: “Lesen verlängert das Leben.”

Lässt sich das alles an seiner neuesten Romanveröffentlichung nachzeichnen? Der 1973 in Bogotá Geborene, der die Rechtswissenschaften bis zum Abschluss studierte, sich dann für die Literatur entschied und über seine Bücher hinaus u.a. an deutschen, spanischen, US-amerikansichen Hochschulen Literatur unterrichtet hat, bringt nach 28 Jahren Recherche Licht in ein fast garcia-marqueskes Leben, eingebettet in herber Sozialkritik.

Feliza ist die Tochter polnischer Juden, die von den Nazis verfolgt in Bogotá eine neue Heimat fanden. Für ihre Tochter, 1933 geboren, war das konservativ-paternalistische Kolumbien kein guter Ort für den ihr angeborenen Freisinn, eher ein Käfig. Sie schlug den Weg einer Künstlerin ein, verbaute u.a. Metallabfälle und Metallschrott zu Statuen. Sie verkehrte in linksliberalen Kreisen und wurde von den Behörden in den unruhigen 1970er Jahren in Verbindung mit der Guerilla gebracht, fand Exil in Mexiko und besuchte 1982 Gabriel Garcia Marquez in Paris, wo sie bei der Lektüre seiner gerade erschienenen “Chronik eines angekündigtes Todes” in einem Restaurant einem Herzinfarkt erlag, gerade erst 48 Jahre alt.

Sie hatte frei und glücklich sein wollen und sich von Felica in Feliza, die Glückliche umbenannt – doch ihr Grabstein trägt ihren alten Namen “Felica”. “Sie starb über ihre Traurigkeit” schrieb Gabo in “El País” über ihren Tod.

Über das Buch schreibt Anke Käding, Rektorin der Deutschen Schule in Medellín, studierte Germanistin und Vásquez-Kennerin: “Vásquez gelingt es hervorragend mit seiner packenden Erzählweise, den Leser in das Leben der Künstlerin Feliza Bursztyn eintauchen zu lassen und damit gleichzeitig Einblicke in die gesellschaftlichen und politischen Spannungen Kolumbiens zu geben. Der Roman zeigt eine Künstlerin, die sich gegen gesellschaftliche Vorstellungen wehrt, ihren eigenen Weg geht und ihr Leben lang für Freiheit und Widerstand gegen Unterdrückung einsteht. Prädikat: Unbedingt lesenswert!”

Das Foto zeigt die Rezensentin mit dem Buch-Cover in der Librería Nacional Oviedo in Medellin-Poblado.

An ihrer Schule und in der Andenmetropole hat sich die Musikliebhaberin insbesondere für Kultur und deutsch-kolumbianischen Kulturaustausch eingesetzt und sich um ihn verdient gemacht. Nach acht Jahren in dem Lande wechselt sie Anfang 2026 in die Hansestadt Hamburg und die Leitung eines Gymnasiums dort. Kolumbien wird sie vermissen.

 

Autor: Wolfgang Chr. Goede

Fotos © DKF, Käding, Goede

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Juan Gabriel Vásquez visita Múnich

El Instituto Cervantes de Múnich tenía invitados y su auditorio estaba abarrotado. El invitado era el autor estrella de Colombia, Juan Gabriel Vásquez, que en una charla ofreció una visión de su obra literaria y de las posibilidades e imposibilidades de la literatura. Con el poco manejable título «El ruido de las cosas al caer», consiguió un bestseller mundial y su última obra «Los nombres de Feliza» ya ha sido elogiada por la crítica como especialmente exitosa (véase más abajo). Los numerosos miembros e invitados de la DKF de Múnich se sintieron muy orgullosos al escuchar cómo la organización era explícitamente nombrada y recibida por Carmen Pastor durante la presentación. Sí se puede – el Círculo de Amigos Colombo-Alemán tiene un peso especial y por ello también percibido en las relaciones entre Alemania, España y Latinoamérica y en la cultura hispana en particular.

El autor con socios del Circulo de Amistad Colombo-Alemán en el Instituto Cervantes

En la conversación de una hora con Luis García Montero, director del Cervantes de Múnich, crítico literario, poeta y ensayista, el colega colombiano aportó interesantes reflexiones sobre sus planteamientos acerca del alto arte de escribir. Resumiremos aquí algunas de ellas sin pretensión alguna de exhaustividad, interpretación o juicio. Por cierto, quien hubiera venido a conocer la historia de la violencia en el país y su categorización política quedó decepcionado – Vásquez no considera que ésta sea su misión.

o En general, la historia sólo proporciona al autor datos clave, que él rellena con historias que en parte investiga y en parte rellena con sus propias interpretaciones. Por ejemplo, pasó años investigando la vida de Feliza, que murió a los 48 años. «La historia no llama a tu puerta en las horas en que se está escribiendo», dice Vásquez. Tienes que encontrar tus propias imágenes para ella“.

o Para él, esto implica una «des-simplificación», que también podría describirse como deconstrucción. Reconstruye la realidad en torno a la historia y, de este modo, aporta nuevas y desconocidas visiones de la vida de las personas que son los conductores y protagonistas de esta historia.

o Además, el germen de un libro suele ser la apasionante historia vital de una persona, a partir de la cual se desarrolla luego la obra literaria en un contexto histórico. Ésta y los protagonistas que surgen de ella también nos ayudan a comprender la vida del creador de este mundo literario.

o Al menos para el propio Vásquez, esto lleva a tomas de conciencia que él describe así: «La vida es mucho más complicada de lo que ustedes y nosotros suponemos a menudo». Y más adelante habla de una «complejidad infinita», tan poderosa como una bomba.

o Intenta liberarse de imágenes y opiniones preconcebidas y llegar a nuevos escenarios, porque: «Escribo porque no sé» – su escritura dibuja nuevas realidades en la realidad. Al hacerlo, para él es importante no dar respuestas definitivas, sino formular preguntas.

o A diferencia de muchos otros escritores que caen en esta trampa, él no es un heraldo de salvación ni un profeta, un agente de cambio social ni un revolucionario social, porque eso ni siquiera es posible: «La literatura no cambia el mundo, sólo cambia la conciencia».

o En definitiva, el autor se adentra en «terra incognita» con cada obra, que ara literariamente, vierte en historias, vincula a protagonistas, haciéndola así tangible y creando una imagen comprensible de este mundo y su compleja realidad.

o Su afirmación más importante y grata, que muchos de sus oyentes ni siquiera tenían en su radar y que probablemente nunca conocerán los cada vez más numerosos no lectores: «Leer alarga la vida».

¿Puede rastrearse todo esto en su última novela? Nacido en Bogotá en 1973, estudió Derecho hasta la licenciatura, luego se decantó por la literatura y, además de sus libros, ha enseñado literatura en universidades alemanas, españolas y estadounidenses, entre otras. Tras 28 años de investigación, arroja luz sobre una vida casi García-Marquesca, incrustada en una dura crítica social.

Feliza es hija de judíos polacos perseguidos por los nazis que encontraron un nuevo hogar en Bogotá. Para su hija, nacida en 1933, la Colombia conservadora y paternalista no era un buen lugar para su innato espíritu libre, sino más bien una jaula. Tomó el camino de artista, convirtiendo residuos metálicos y chatarra en estatuas, entre otras cosas. Transitó por círculos liberales de izquierda y fue asociada a la guerrilla por las autoridades en los turbulentos años 70, encontró el exilio en México y visitó a Gabriel García Márquez en París en 1982, donde murió de un infarto en un restaurante mientras leía su recién publicada «Crónica de una muerte anunciada», con sólo 48 años.

Quería ser libre y feliz y cambió su nombre de Felica por Feliza, la feliz, pero en su lápida figura su antiguo nombre, «Felica». «Murió de su tristeza», escribió Gabo en «El País» sobre su muerte.

Anke Käding, directora del Colegio Alemán de Medellín, licenciada en Filología Alemana y experta en Vásquez, escribe sobre el libro: „Vásquez logra brillantemente con su apasionante estilo narrativo sumergir al lector en la vida de la artista Feliza Bursztyn y, al mismo tiempo, ofrecer una visión de las tensiones sociales y políticas de Colombia. La novela retrata a una artista que se resiste a las ideas de la sociedad, sigue su propio camino y defiende la libertad y la resistencia contra la opresión a lo largo de su vida. Valoración: ¡Definitivamente merece la pena leerlo!“.

En la foto, la autora con la portada del libro en la Librería Nacional Oviedo de Medellín-Poblado.

En su escuela y en la metrópoli andina, la melómana ha estado especialmente comprometida con la cultura y el intercambio cultural germano-colombiano, al que ha prestado destacados servicios. Tras ocho años en el país, a principios de 2026 se trasladará a la ciudad hanseática de Hamburgo y asumirá allí la dirección de un centro de enseñanza secundaria. Colombia la extrañara.

 

Autor: Wolfgang Chr. Goede

Fotos © DKF, Käding, Goede

 

 

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